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Meine Damen und Herren, liebe Frau Tippner, vielen herzlichen Dank für die nette Einführung und dafür,
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dass Sie mich hier diesen ersten Vortrag im Rahmen dieser Ringvorlesung halten lassen, in welchen ich auf der einen Seite etwas allgemeiner werden möchte. Das heißt tatsächlich,
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so wie Sie es angedeutet haben, danach fragen möchte,
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auf welche Weise eigentlich wir heute mit dieser Revolution umgehen,
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aber so wie Historiker das normalerweise machen, nicht nur aus der Gegenwart betrachtet,
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sondern eigentlich auch ein wenig mit dem Blick darauf,
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was eigentlich in diesem Jahr 1917 in Russland passiert ist und auf welche Weise eigentlich das,
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was wir normalerweise als Oktoberrevolution bezeichnen oder als russische Revolution bezeichnen,
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tatsächlich etwas eingeleitet hat, was so heißt wie ein Seminar,
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das ich im letzten Semester gehalten habe,
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also in einer anderen Reihenfolge eigentlich,
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ich habe es danach gehalten, nämlich Zeitenbände, 1917,
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weil dieses Jahr 1917 häufig als Zeitenwende aufgefasst wird,
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Und in dem Moment, in dem man es als Zeitenwende auffasst,
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in dem Augenblick denkt man natürlich an die russische Revolution,
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aber es gibt auch andere Ereignisse,
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die mit diesem Jahr zusammenhängen,
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auf die ich dann im Anschluss nochmal ganz kurz wenigstens eingehen möchte und die eigentlich eher für eine Zeitenwende in dieser Ringsicht sprechen.
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Wenn wir uns heute zum 100. Jahrestag der osserischen Revolution damit beschäftigen,
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ist das eigentlich nicht wahnsinnig originell, denn Wir finden,
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sie finden uns,
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sie werden das in den nächsten Tagen und Wochen noch häufiger finden,
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wahnsinnig viele Artikel, die sich mit dieser Zeit beschäftigen.
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Und wir müssen uns deswegen überlegen, was eigentlich an diesen
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100 Jahren so interessant ist. Ich sage mal etwas ganz Ketzerisches,
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das, was wirklich interessant ist, ist, dass das,
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was mit der Revolution eingeleitet wurde, vorbei ist.
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Und das ist etwas, was man eben halt vor 20, 30,
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40 Jahren noch nicht so klar sagen konnte und deswegen auch in der Bewertung,
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in der Wirkungsgeschichte dieser Revolution immer so etwas hatte wie ein Open End.
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Was daraus wird, weiß man nicht. Inzwischen weiß man,
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was draus geworden ist, vorsichtig ausgedrückt, nichts Besonderes.
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Eben etwas, was eigentlich in der Long-Duré der Geschichte gescheitert ist.
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Und deswegen frage ich jetzt noch einmal, was eigentlich die russische Revolution gewesen ist.
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Und wenn ich sie jetzt fragen würde,
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würden die meisten wahrscheinlich eben tatsächlich auch diese Oktoberrevolution nennen.
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Damit hätten sie recht, damit hätten sie recht,
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wenn sie von der Wirkungsgeschichte dieser Revolution ausgehen.
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Von der Wirkungsgeschichte, die aber im Grunde genommen etwas ist,
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was heute Ich sag mal, ziemlich durchgängig nicht, immer positiv bewertet wird.
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Ich will also erstmal die negativen Ergebnisse ein wenig ansprechen.
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Das ist die Schaffung eines Einparteiensstaates. Also schlicht die Abschaffung von Opposition. Noch nicht 1917,
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sondern erst im Laufe des Jahres 1918 im Laufe des Jahres sind die linken soziale Evolutionäre,
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die zunächst einmal mit dem Bolschewiki gemeinsam den Rat der Volkskommissare gebildet haben und damit die Regierung gebildet haben,
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aus diesem Rat entfernt worden und zu einem großen Teil ihrer Freiheit und ihres Lebens beraubt worden.
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Damit komme ich zu den nächsten Ergebnis,
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nämlich zur Verhaftung aller in irgendeiner Weise greifbarer,
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Oppositionspolitiker und zu deren Ermordung, wozu eine außergewöhnliche Kommission,
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Chaticia Anna Camis, ja, Chekka, geschaffen wurde.
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Also ein, wenn man so will, direktes Terrorinstrument,
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eine Geheimpolizei, die deren Ziel es war, Staatsfeinde zu beseitigen. Es ist In der zweiten Hälfte des Jahres 1917,
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der Ersatz des Parlaments, der Douma, die es bis dahin gab,
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durch die Räte der Arbeiter und Soldaten deputierten, Räte Saviets,
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Saviette, Sowjets, also im Grunde genommen eine Räterepublik,
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deren Räte sich immer noch sozusagen demokratisch ergänzten, aber das hörte spätestens,
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1921 mit dem zehnten Kongress der russischen Sozialdemokratischen Arbeiterpartei auf,
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auf dem dann dieses Sowjets entmachtet wurden und die Parteizentrale im Grunde genommen,
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als einziges entscheidendes Organ eingesetzt wurde und dies dann eigentlich auch bis zum Ende der Sowjetunion so geblieben ist.
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Dazu kam 1921 das sogenannte Fraktionsverbot,
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also im Grunde genommen auch ein Verbot innerhalb der Partei,
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wo es durchaus divergierende Meinungen gab, über unterschiedliche Wege der Realisierung nachzudenken.
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Also im Endeffekt haben wir eigentlich die Schaffung einer Diktatur und wir haben,
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wenn sie die Ukraine angesprochen haben, eben,
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aber nicht nur in Bezug auf die Ukraine,
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sondern auch in Bezug auf die andere Völkerschaften des russländischen Imperiums.
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Die Verweigerung der Anerkennung von Autonomie und Unabhängigkeitsbestrebungen.
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Durch die Wiederherstellung und damit erweit und zum Teil auch Erweiterung des russländischen Imperiums.
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Und das ist ein Thema, das heute wieder ziemlich aktuell ist,
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weil wir wollen eigentlich in der aktuellen russischen Politik ein Déjà-vu dieser Restitutio Imperi beobachten können.
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Damit stellt sich die Frage, gibt es denn da nichts Positives? Doch,
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Wir haben auf der anderen Seite neben diesen negativer,
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ein Emanzipationsversprechen zumindest, ein Emanzipationsversprechen an die Bevölkerung,
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an die Teil der Bevölkerung, die bis dahin aus dem staatlichen Diskurs,
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aus der staatlichen Bestimmung ausgeschlossen worden waren, an die Arbeiter,
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die Frauen, die Bauern, wir haben ein Versprechen,
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wenn man Versprechen, das nicht unbedingt gehalten wurde, schon wegen der Kategorien, die ich ihm eben genannt habe.
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Wir haben als weiteres Positives eine Modernisierung der Gesellschaft,
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eine Modernisierung durch zwei Elemente, die tatsächlich eine große Rolle spielen,
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nämlich auf der einen Seite die Alphabetisierung,
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also die Vermittlung von Lese- und Schreibfähigkeiten,
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die in Russland in diesen ersten, in der ersten Dekade eigentlich der Sowjetmacht von bestenfalls 20 Prozent auf 80 Prozent gestiegen ist.
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Und damit tatsächlich eigentlich einen Sprung gemacht hat,
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auch nicht ganz ohne selbstsüchtige Ziele,
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weil die Alphabetisierung fängt natürlich mit Texten, mit Literatur statt,
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die parteilich entsprechend in der richtigen Richtung unterweisen,
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sollte und als zweites Element eine Technisierung,
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eine Technisierung der Gesellschaft, die in diesem Fortschrittsgläubigen,
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modernistischen Staatswesen der Sowjetunion tatsächlich eines der wichtigen Ziele war und ein Staat,
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der am Anfang des 20. Jahrhunderts nun tatsächlich noch in erster Linie ein Agrarstaat war,
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etwa in der Mitte dieses Jahrhunderts zur der Macht machte,
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die als erste immerhin ein Sputnik ins All schießen konnte.
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Und das ist schon natürlich eben ein gewisser Sprung.
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Und ich rede jetzt erst einmal nicht über die Fortschritte,
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die in der Rüstungstechnisierung in dieser Hinsicht ebenfalls gemacht worden sind,
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weil auch wir auch da das Gleichziehen mit den USA haben,
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wenn sie an Atom- und Wasserstoff bomben, denken.
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Das ging insofern, als wir mit dieser Revolution tatsächlich
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diese ersten Elemente, die ich angesprochen habe,
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nämlich die Ausschaltung der Opposition und die Ausschaltung einer,
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wie auch immer
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Gearteten, widerständigkeit innerhalb des Staates, sehen, das ist also dann etwas,
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was natürlich die Durchsetzungsfähigkeit in einem derartigen Staat erheblich erleichtert hat.
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Ein weiteres Produkt, ob man das gut findet oder nicht
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und sie können sich dem anschließen oder nicht,
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finde ich, zumindest für elitäre Historiker, unheimlich spannend.
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Sie werden sich auch im zweiten Teil dieser Ringvorlesung damit noch beschäftigen.
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Das ist die Schaffung aus einem,
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ich sag mal vorsichtig, relativ normalen Staat,
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wie es das russländische Imperium vorher auch schon gewesen ist,
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eines Gesamtkunstwerks
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Eines Gesamtkunstwerks, Boris Kreuz hat ein Buch Gesamtkunstwerkstalin geschrieben.
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Ich würde sagen, das Gesamtkunstwerk ist nicht nur Starlink,
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sondern das Gesamtkunstwerk ist die komplette Sowjetunion durchgesweilt.
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In jeder Hinsicht. Alles irgendwie doch aufeinander passend und in einem anderen Stil als vieles andere,
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was drumherum ist und so, dass sie bei Musik,
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bei Kunst, bei Gebäuden, bei allen,
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wie auch immer, gearteten Erscheinungen,
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die aus dieser Sowjetunion kamen,
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sofort erkennen,
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aha,
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das ist sowjetisch
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Und das ist meines Erachtens auch etwas,
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was sehr spannend ist, auch wenn es für diejenigen,
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die das am eigenen Leibe erleiden müssen, nicht unbedingt,
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dass es, was man sich selber für sich so wünschen würde.
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Also stellt sich aber auf der anderen Seite die Frage,
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ob alles das, was ich jetzt hier genannt habe,
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nun tatsächlich das Produkt der Oktoberrevolution lässt.
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Und auf der anderen Seite, was eigentlich die Oktoberrevolution ist,
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wessen Produkt eigentlich die Oktoberrevolution ist.
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Und darauf will ich jetzt
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ein bisschen eingehen
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Meine These dazu ist, ja, es hat 1917 in Russland eine Revolution gegeben.
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Aber die eigentliche Revolution war die Februar-Revolution. Also die Revolution,
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die am Anfang des Jahres stattgefunden hat und in der der Zahn
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abgesetzt worden ist und letztlich daraus ein mehr oder weniger demokratisches Staatswesen entstehlen sollte.
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Ich habe Ihnen hier ein paar Titel aufgelistet. Ich nehme an,
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die werden dann auch irgendwo auf der dort, wo auch die anderen Texte sind,
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ihnen entsprechend zur Kenntnis gegeben werden können, wenn sie sich da anmelden.
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Deswegen will ich im Augenblick hier gar nicht darauf eingehen,
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sondern eigentlich gleich auf das nächste Bild eingehen, dass sich mit dieser Februar-Revolution beschäftigt.
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Diese Februar-Evolution ist im Grunde genommen etwas,
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was in der Literatur natürlich behandelt wird und was aber zumindest in der Zeit,
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in der die Sowjetunion bestand, hinter der Geschichte,
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der großen sozialistischen Oktoberrevolution, wie sie genannt wurde, zurückzutreten hatte.
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Weil man so, wie man in sowjetischer,
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im sowjetischen Diskurs immer erklärt hat, alles,
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was irgendwie vor 1917 ist, das war absolut unter jeglichem Niveau,
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was auch nicht stimmte in Russland.
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Alles, was vor der Oktoberrevolution passierte, war eigentlich nichts Vernünftiges.
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Das erzählte man oder dieses Narrativ Schufmann natürlich, um Den eigenen Staat,
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um das eigene Produkt, das durch die Oktobererblutzung entstanden ist,
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sozusagen in einem exzeptionellen Licht erscheinen zu lassen.
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Und tatsächlich ist eigentlich die Februar-Revolution nichts besonders Exzeptionelles und ich werde gleich auch darauf eingehen,
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dass auch die Oktoberrevolution nichts Exzeptionelles gewesen ist, sondern eigentlich etwas,
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dass man von außen zunächst einmal kaum bemerkt hat.
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Die Februar-Revolution oder das, was zur Februar-Revolution führte,
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hat ebenfalls eine Vorgeschichte. So sind diese furchtbaren Historiker,
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die sich nie an einen Punkt halten können,
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sondern immer dann davor gehen und gucken, wie das erst mal entstanden ist.
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Die Vorgeschichte ist aber relativ einfach zu erzählen, es ist der Erste Weltkrieg.
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Und das ist der Erste Weltkrieg eines Staates, der nicht besonders lernfähig war. Der eigentlich schon nach dem Krieg von 1904-5 gegen Japan,
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den er verloren hat, hätte erkennen können,
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dass dieser Staat, dass dieser Krieg,
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der eigentlich sehr fern der Heimat nur stattgefunden hat,
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irgendwo hinten in Ostasien abgelaufen ist, dass der,
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der Auslöser der sogenannten Revolution von 1905 gewesen ist,
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der ersten Rossagie, Revolution,
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in der der russische Staat schon ziemlich stark erschüttert worden ist und sich zumindest eine scheindemokratische Verfassung geben musste,
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in dem Oktobermanifest des Saaren und damit auch eine Volksvertretung,
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wenn auch keine auf gleichen Ebenen ausgerichtete.
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Auch diese erste Revolution ist dadurch ausgelöst worden, dass dieser Krieg
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dazu geführt hat, dass die Versorgung im Lande zusammengebrochen ist.
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Und das Gleiche finden wir, wie gesagt,
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nicht besonders überraschend im Ersten Weltkrieg ebenfalls wieder. Das heißt,
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im Ersten Weltkrieg während die Soldaten an der Front mehr oder
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weniger glückhaft kämpfen oder eben halt im Graben liegen,
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verhungern hinten die Leute, verhungern hinten, im Hinterland ihre Familien.
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Und das ist das, was sie hier auf diesem Bild sehen.
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Das ist die Demonstration. In Pietro Graz
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23. Februar, deswegen Februar, Evolution beziehungsweise 8. März,
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nachdem gregorianischen Kalender 1917. Und der 8. März, diejenigen,
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die so ein bisschen in der Richtung schon mal orientiert haben,
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ist, seit dem Beginn des Ersten Weltkriegs,
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davor hat er immer hin und her changiert und auch dadurch
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eigentlich auch zu der Zeit eigentlich eher mehr oder weniger durch Zufall der internationale Frauentag.
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Und deswegen sind an diesem 8. März insbesondere die Frauen als
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Demonstrierende auf die Straßen Pedolgraz gegangen. Und sie verlangen,
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wie sie es hier auf diesem transparent sehen, Privavkupubaika,
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Simi Amsoldat, Sachitika, das war Bodhi, in der Rotnevenmiral.
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Also, eine Zulage zur Lebensmittelration für die Familien der Soldaten
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, für die Verteidiger der Freiheit und des Volksfriedens.
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Das ist nicht besonders revolutionär
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Das sind im Grunde genommen Frauen, die sagen,
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wir als Familien der Soldaten, die für dieses Reich kämpfen,
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möchten bitteschön auch etwas zu essen haben. Das ist eigentlich keine revolutionäre Tat,
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sondern es ist eigentlich ein Ausweis dessen, dass der Statum,
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den es hier geht, nicht imstande ist,
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mit seinen, im Bereich der Landwirtschaft durchaus ausreichenden Produktionen,
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noch nicht einmal die Familien der Soldaten,
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geschweige denn die übrige Bevölkerung in einer,
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wie auch immer,
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gearteten Weise sicherzustellen
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Und das ist eigentlich der Ausgangspunkt dieser Februar-Revolution.
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Es gibt nicht ausreichend Lebensmittel, es gibt eine galoppierende Preisinflation,
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die Preise sind seit 1916, um etwa 400 Prozent gestiegen,
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ohne dass es in irgendeiner Weise Zulagen gegeben hätte.
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Und in diesem Februar 1917 gibt es jeden Tag eigentlich
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irgendwo in Russland, Peter Eketograt in Moskau,
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in anderen Städten,
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Streiks und Demonstrationen
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Und auch das ist ziemlich wichtig, uns sich mal klarzumachen,
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diese Streiks und Demonstrationen finden in den Städten statt, nicht auf dem Land.
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Auf dem Land gibt es noch genug zu essen. Sie merken,
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dass die Sowjetunion in gewisser Weise daraus gelernt hat. Und Exkurs 1932,
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33, in dem Augenblick als die Rüstungsindustrie zu einem wichtigen Element wird,
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sagt man, um Gottes Willen nicht wieder, das,
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was wir 1905 oder 1917 in den Städten gehabt haben,
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also die Städte müssen auf jeden Fall versorgt werden mit Lebensmitteln
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Das Land tritt dafür ausgerungert und das ist die künstliche Hungersnot des Jahres 1932,
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33 in der Ukraine in Kasachstan,
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in Sibirien im Wolkergebiet, wo man sagt,
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das Land ist im Grunde genommen egal,
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die Wichtigen sind eigentlich in der Stadt,
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weil die in der Stadt, die können Revolution machen.
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Und das ist etwas, was wir dann im Rückblick wieder sehen,
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als eine Auswirkung eigentlich dieser an sich nicht unbedingt politischen.
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Streits und Demonstrationen in den Städten
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SMC gesagt, die Soldatenmütter. Es sind Soldatenfrauen, es sind Arbeiterinnen in erster Linie aus den Rüstungswerken.
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Und bei den meisten eigentlich dieser Streiks reagiert die Polizei kaum oder wenig. Am 23. Februar,
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als die Frauen dann tatsächlich auf die Straße gehen,
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sind es aber nicht so diese durchschnittlichen Demonstrationen,
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sondern nach den Zahlen, ich glaube eigentlich Zahlen nie,
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aber ich nenne sie mal hier,
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einfach um sozusagen einen Richtwert zu haben,
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nach den Zahlen,
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die kursieren,
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sollen es 128.000 Arbeiterinnen gewesen sein,
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die da auf die Straße gegangen sind
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Merken Sie sich die Zahlen nicht, es können
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20.000 weniger oder 20.000 mehr gewesen sein, keine Ahnung.
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Viele. Viele, zu viele. Zu viele für die Polizei,
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das heißt, es gibt an diesem Tag dann den Befehl,
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der angeblich auf den Zaren zurückgehen soll,
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was aber auch nicht ganz vollkommen nachzuweisen ist,
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auf die Demonstrierenden zu schließen.
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Und das war schon 1905 nicht die intelligenteste Lösung
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Und 1917 war das auch nicht die intelligenteste Lösung,
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sondern es war im Grunde genommen eine Lösung, die,
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man kann es vielleicht mit Katalonien vergleichen, eigentlich diejenigen,
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die hier demonstrieren, eigentlich erst richtig aufregt.
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Und damit natürlich eben die Situation eskalieren lässt.
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Es kommt zu noch mehr Protest, dann noch mehreren Orten.
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Es wird ein Garderegiment eingesetzt und dann passiert etwas,
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womit man eigentlich nicht gerechnet hat
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Dieses Gadereglement weigert sich, auf die Frauen zu schießen.
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Und damit haben wir tatsächlich eine echte,
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Anführungszeichen, Revolution oder Meuterei oder etwas, alles,
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was vorher war, war eben halt eher unpolitisch.
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Nun haben wir tatsächlich Militär, das dir gefehlt, verweigert.
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Das ist auf diese Art und Weise eigentlich bis dahin in
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Russland nicht gegeben hat. Und nun kommt im Grunde genommen
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dieser Stein ins Rollen und die Demonstrationen verändern sich.
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Jetzt steht nicht mehr, dass man Lebensmittel haben möchte,
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sondern es steht darauf,
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da lohnt man nach hier
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Da hast du ihren Rispublika. Das ist nicht besonders schön,
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aber nicht besonders gereimert. Sagen wir mal so, es ist etwas seltsames,
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russisch, aber das heißt, jedenfalls in der Bedeutung,
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ein Lieder mit der Monarchie, wir begrüßen die Republik.
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Und damit wird das im Grunde genommen tatsächlich zu einem Staatsstreich,
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dass der so weit geht, dass nunmehr der Zar,
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dass ich auch Teile der Duma mit diesen Demonstranten solidarisiert haben,
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den Zaren dazu bringt, am 11. März,
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also am 27. Februar 1917, den Befehl zu geben,
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die Duma, aufzulösen.
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Also das Parlament aufzulösen. Das ist kein furchtbar neuer Befehl
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. Der Zar hat 1906 und 1907 schon zweimal,
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die du mal aufgelöst und dann jeweils das Mahlrecht verändert,
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weil ihm die Zusammensetzung und die Maßnahmen der Duma nicht richtig gepasst haben
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Und nun meinte er jetzt, konnte er das eigentlich ja wieder mal machen.
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Wenn die du mal eben halt nicht so reagiert, wie er das gerne hätte.
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Aber diesmal klappt es nicht. Weil zwar gibt es den Befehl,
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die du mal aufzulösen, aber die du mal löst dich nicht auf.
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Sondern die Duma erklärt sich in der Folge zum Agierenden Instrument der Führung des Staates.
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Und dazu muss man wieder einen kleinen Rückblick machen und sagen,
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das war sie eigentlich vorher nicht. Sie war in erster Linie ein beratendes Gremium. Sie hatte kein eigenes Gesetzesinitiativrecht,
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sondern sie konnte eigentlich nur Gesetze,
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die von der Regierung, die den Zaren verantwortlich war,
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billigen oder nicht billigen und wie sie damit umging,
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das ist eigentlich auch wieder ein Thema,
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dass Historiker immer hin und her beschäftigt, das Wesentliche,
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das Interessante an der Doomer war eigentlich nur nicht ihre gesetzgeberische Tätigkeit,
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sondern dass die darin befindlichen Abgeordneten Indemilität besaßen.
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Das heißt, sie durften nicht dafür bestraft werden,
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was sie gesagt haben
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Und deswegen durfte man in der Duma alles sagen. Und die Zeitungen durften,
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alles, was in der Duma gesagt wurde, trocken.
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Die Zensur hatte darauf keinen Einfluss. Und das bedeutet im Grunde genommen,
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dass die Duma sozusagen das Oppositionsorgan für die Oppositionellen war.
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Das heißt, dort konnte man tatsächlich etwas kritisieren.
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Nicht, dass es dann besser wurde. Aber man konnte
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es wenigstens sagen, es war eben halt ein Ventil.
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Und nun, wie gesagt, erklärt die Duma,
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dass sie eben halt nicht mehr den Befehlen des zahlen gehorchen
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Wird, obwohl sie ihm eigentlich unterstellt ist und von seinem von ihm abhängig ist.
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Sie widersetzt sich also dieser Anweisung und verbrüdert sich dazu an
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diesemselben Tag mit dem Petrugrada Sowjet der Arbeiter und Soldatenräte.
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Uns Soldaten deportierten. Und auch das muss man vielleicht ein bisschen erläutern. Dadurch,
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dass die Duma im Grunde genommen zweimal aufgelöst worden ist,
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wobei jeweils das Wahlgesetz geändert wurde, war sie ein Organ,
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in dem aufgrund der verschiedenen Wahlkurien, die bestanden haben, die Linken kaum vertreten waren.
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Sie waren vertreten, aber mit sehr wenigen Deputierten, während die Kaufleute,
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Grundbesitzer, Steuerzahler und andere eben tatsächlich sehr stark vertreten gewesen sind.
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Und die sich hier gebildet haben in Sowjets, die es auch schon 1905 gab,
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das heißt, die musste man nicht neu erfinden,
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schon auf die Art und Weise entstanden, vertraten,
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wie der Name sagt, Arbeiter und Soldaten, nicht die Offiziere,
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sondern die Soldaten und damit im Grunde genommen die Schichten,
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die in der Duma nicht vertreten werden.
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Und das,
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was wir hier in diesem Zusammenschluss von Duma auf der einen Seite und so wird es auf der anderen Seite,
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im Februar 1917 sehen, ist auf beiden Seiten eigentlich das Verständnis,
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dass man zu einer kompletten Volksvertretung gelangen möchte und mit dieser kompletten Volksvertretung von Seiten der Duma akzeptiert,
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dass dann eben halt die Arbeiter und Soldaten auch etwas zu sagen haben müssen und die Sowjets mit der Duma kooperieren,
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Zusammenarbeiten, sagen, ja, wir wollen das nicht alleine machen,
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sondern wir machen das mit euch gemeinsam.
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Nach dieser Verbrüderung ist im Grunde genommen klar,
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dass die Situation nicht so weiter verlaufen kann,
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wie sich das die Staatsführung gedacht hat.
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Einige Tage später, drei genau,
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am 2. März 1917.15. März 1917, dankt Nicolai,
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der zweite,
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unter dem Druck der Duma und seiner obersten Militärs
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Die sehen, dass Abteilungen ihnen den Gehorsam verweigern und sehen im Grunde genommen den Grund darin,
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in dem Befehl des Saaren, bringen ihn dazu, abzudanken.
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Er empfiehlt am Anfang noch seinen Bruder Michael als Nachfolger,
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der verzichtet, großzügig, weil er keine Lust hat,
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sich in diese, ja, ich sag mal,
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müde da hinein zu begeben und damit ist Russland kein Zahnreich mehr.
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Das heißt, das ist eigentlich, wenn man so will,
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Blutig zum Teil, aber auch eigentlich relativ schnell und wenig umstritten.
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Das Ende der Rassisrael-Imperia, die von Peter, dem Großen, begründet worden ist.
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Denn wenn ich bis ruhig zurückgeben wollen. Angesetzt wird dann eine provisorische Regierung,
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die provisorische Regierung ist nichts anderes als der Vorstand der Duma,
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also ein Komitee,
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das sich aus der Duma entwickelt und das für die Duma,
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also für das Parlament sozusagen,
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Regierung bildet für uns etwas relativ Normales für Russland,
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1917 keineswegs, weil wie gesagt,
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die Regierung wurde vom Zaren gebildet und das Parlament war eigentlich etwas ganz anderes und nun ergreift tatsächlich das Parlament,
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die Initiative und bildet die Regierung, bildet die provisorische Regierung.
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Diese provisorische Regierung versucht nun zunächst einmal tatsächlich,
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das zu schaffen, was eigentlich sich durch diese Revolution herausgebildet hat,
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Nämlich eine Doppelherrschaft von Duma auf der einen Seite,
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so wird auf der anderen Seite,
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man kann sich ohne weiteres vorstellen,
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dass das im Alltäglichen Regierungsgeschäft nicht ganz so gut läuft,
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wie es sozusagen in den ersten Maßnahmen läuft.
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Sie billigt, sie muss billigen, halbherzig die Autonomiebestrebungen in nicht-russischen Randgebieten.
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Sie lässt eine gewisse Demokratisierung des Militärs zu,
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verhindert aber die radikalsten Bestrebungen, die am Anfang bestanden haben,
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am Anfang Hatten die Soldaten,
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nachdem der Zahl gestürzt worden war und sieht die Revolution sozusagen erfolgreich abgeschlossen hatten,
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erklärt, sie würden nun sämtliche Offiziere absetzen und würden ihre Offiziere von nun an selber wählen.
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Das verhindert die Duma, weil sie ein bisschen auch davon ausgeht,
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dass auch Offiziere von Kriegsgeschäft und Russland ist ja immer noch im Krieg,
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etwas verstehen müssen und dass man deswegen nicht unbedingt die,
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die auch immer gearteten Wahlzufälligkeiten der Soldaten in irgendeiner Weise
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berücksichtigen könne
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Auch das schafft schon Schwierigkeiten. Das heißt,
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wir haben im Grunde genommen vom ersten Tag der professorischen Regierung
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letztendlich eine durchaus problematische Situation und können uns im Grunde genommen die ganze Zeit über eigentlich überlegen,
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was hat diese professorische Regierung,
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die ja durch die Oktoberrevolution hinweg gefegt wird,
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richtig gemacht und was hat sie falsch gemacht.
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Hier haben wir nochmal ein derartiges Bild aus von einer Demonstration
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Man kann Kauz zusammenfassen, sagen, dass du immer mehr falsch bist.
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Das ist die provisorische Regierung mehr falsch als richtig gemacht hat.
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Was sie richtig gemacht hat, ist der Versuch mit den Sowjets auszukommen,
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was sie richtig gemacht hat,
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ist die Revolution im Bereich des Militärs sozusagen zurückzudrängen,
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um sozusagen den Staat weiterhin am Laufen zu halten.
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Sie hat aber das Grundproblem eigentlich nicht verstanden oder nicht umsetzen können.
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Nämlich, dass darin bestand, das Ziel,
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dass die Bevölkerung formuliert hatte, Brot zu erfüllen.
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Und hat auf diese Art und Weise letztendlich dazu geführt,
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dass in der Diskussion des Jahres 1917 auch nach der Februar-Revolution im Grunde genommen drei Oder vier,
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wenn wir die Nationale Selbstbestimmung noch dazunehmen.
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Thesen oder Themen oder Ziele eigentlich im politischen Diskurs formuliert worden sind,
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die nicht erfüllt worden sind.
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Brot, Land, Frieden. Die Versorgung mit Lebensmitteln blieb nach
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der Februar-Evolution so schlecht, wie sie vorher auch gewesen ist.
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Weil die Revolution natürlich in den Städten stattgefunden hat und in
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den Städten gab es eben halt weil man es wohl geausdruckt nicht zu fassen.
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Und man hat auf diese Art und Weise eben halt auch nicht
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vom Land mehr Lebensmitteln bekommen können, dadurch, dass man den Zaren absetzt.
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Und dadurch, dass man die staatlichen Verhältnisse auf die eine oder andere Art und Weise verändert. Dazu kommt,
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dass die Regierung die provisorische Regierung zwar durchaus versucht hat,
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sich entsprechend mit der Wirtschaft zu verbinden,
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zu verbünden, um die Städte besser zu versorgen,
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aber sie hat sich mit den Unternehmern verbündet,
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hat sich auf die Art und Weise zum Teil gegen die Sowjets gestellt und dementsprechend gingen die Streitbewegungen weiter.
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Und das, was eigentlich hier der Auslöser der Februar-Revolution gewesen ist,
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ist nicht besser geworden. Ein weiteres Element ist eigentlich in
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Russland vor dem Ersten Weltkrieg diskutiert worden ist,
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nicht umgesetzt worden ist, auch von Stalipping,
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nur partiell umzusetzen, versucht worden ist,
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ist eine Neuverteilung des Landes.
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Das heißt also, die Aufhebung des Großgrundbesitzes,
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der ungeachtet der Befreiung der Bauern aus der Laubeigenschaft
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1861 weiter bestanden hat,
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nur auf anderer Grundlage
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Und dementsprechend eben halt die Versorgung einer sehr großen, landlosen Bevölkerung mit Land,
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um ihnen das Eigenwirtschaftliche operieren auf dem Land zu ermöglichen.
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Das war eine Forderung der Sozialrevolutionäre,
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der stärksten Partei zur damaligen Zeit und der anderen,
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wenn man so will, leicht linken Parteien von den Bullshit-Wiki
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rede ich hier in dem Kontext erst einmal nicht.
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Die Neuverteilung des Landes wurde von der provisorischen Regierung nicht angefasst. Das heißt,
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Das Hauptthema, das eigentlich die Bauern interessierte und womit man
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die Bauern hätte gewinnen können und womit man dann hätte
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die Versorgung der Städte vielleicht in irgendeiner Weise verbessern können,
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hätte, hätte, hätte.
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Alles das wurde eben halt entsprechend nicht angefasst. Und das Dritte,
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was nicht angefasst wurde, war letztendlich das Grundübel dieser ganzen Angelegenheit,
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nämlich, dass es eine sehr starke Friedenssehnsucht in Russland gab,
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weil im Grunde genommen in diesem Krieg niemand kapiert hat,
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warum dieser Krieg eigentlich ging
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Man will, kann man sagen, einschließlich der Führung,
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weil es gab keine Eroberungen.
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Es gab im Grunde genommen nur Verluste. Es gab eigentlich nichts,
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worüber man noch nach drei Jahren Krieg tatsächlich noch,
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sich in irgendeiner Weise positiv äußern konnte.
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Und das ist im Grunde genommen etwas,
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was nun in dem politischen Diskurs des Jahres 1917 hineingeht.
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Warum hat die provisorische Regierung das nicht gemacht?
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Aus einem Grund, den man ihr eigentlich kaum vorwerfen kann
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Der aber zeigt, wie wenig eigentlich hier etwas mit der
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praktischen Politik vertraute Menschen agierten. Man erklärte, man würde
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eine Verfassung geben, eine Versammlung einberufen, die Konstituante.
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Und diese Verfassung gebende Versammlung würde dann eine Verfassung ausarbeiten und
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in dieser Verfassung würde dann alles geregelt werden. So,
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und damit haben sie im Grunde genommen eben ein Programm,
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das durchaus parlamentarischen Gewohnheiten entsprach, entspricht, Der ist die Verwirklichung,
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aber mindestens ein bis zwei Jahre dauern würde.
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Und das in einer Situation, die wir, Anfang 1917,
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ohne Wahrheit ist, als revolutionär ansprechen können.
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Die Folge davon war, dass in den Dorfern im Grunde genommen die staatliche Ordnung zusammengebrochen ist.
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Die Bauern fühlten sich von den Versprechungen ihrer Politiker getäuscht.
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Die Soldaten fühlten sich ebenfalls getäuscht, weil eben das,
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was die provisorische Regierung erklärt hat, das war,
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was sie hier auf diesem Plakat sehen, weil nahe der Papiere,
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das ist ein Plakat für die Kriegsanleihe, Salons zwar Brote,
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also Kriegsanleihe der Freiheit, Krieg bis zum Sieg.
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Das ist ein echtes Plakat aus dem Jahre 1917
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und es ist im Grunde genommen zusammengefasst eigentlich der Grund,
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warum die provisorische Regierung gescheitert ist.
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Nämlich, weil sie eben die Friedensversprechen nicht erfüllt hat
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Dann, damit kommt aber ein weiteres Element rein.
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Nämlich die oberste Heeresleitung des deutschen Kaserreiss. Und die oberste Heeresleitung
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des deutschen Kaserreiss finanziert im April 1917 die Durchreise eines gewissen Genossen Olianov,
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genannt Lehen und anderer Kolleginnen und Kollegen Samstager Geliebten,
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aus der Schweiz durch Deutschland in das neutrale Skandinavien,
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um von dort aus dann nach Russland
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zu gehen
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Und jetzt, ich will mich damit nicht furchtbar lange aufhalten, geschieht dies natürlich nicht.
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Weil die oberste Heeresleitung so eine große Freundin des Sozialismus,
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Bultivismus und Leniens ist,
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sondern sie benutzt im Grunde genommen Lenien so, wie man,
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wenn man jemanden nicht mag, Backsillen benutzt.
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Man schickt im Grunde genommen diese Barzillen dahin,
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damit sie den auch so schon geschwächten Körper so aufmischen,
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dass man ihn dann
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leichter besiegen kann
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Und genau das ist der Hintergrund,
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eigentlich dieser Vater und das Spannende ist,
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dass Lening sich darauf einlässt und dass das dann auch funktioniert,
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was nicht bedeutet, dass die Deutschen an der Revolution schuld sind.
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Das ist etwas, was sie vor einigen Jahren im Spiegel lesen konnten,
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mit der gekauften Revolution und so weiter und so fort.
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Sie haben sie erleichtert, aber sie haben sie eben halt
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auf die Art und Weise nicht selbst verschuldet.
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Aber die Wortwahl,
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was zählen
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Nein, das war, nein, das ist meines Erachtens
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die absolut richtige Wortwahl, weil das ist die Absicht gewesen.
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Man sollte im Grunde genommen den Staat aufmischen. Ja. Um zu verstehen,
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auf welche Weise die Friedenssehnsucht, enttäuscht worden ist, hat Miliokov
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Der Außenminister, der provisorischen Regierung, ein Kadett,
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konstitutioneller Demokrat, der dann auch abgesetzt worden ist,
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letztlich dafür eine Note an die westlichen alliierten Russlands geschickt,
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in der er eben halt versprochen hat,
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dass Russland bis zum Ende weiterkämpfen würde.
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Und gegen diese Mejokov-Note haben dann die Oschewiki in
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ihrem Manifest vom 14. 27. März 1917,
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Ihr Manifest Knarrodampf Silvamira an die Völker der ganzen Welt
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Geschrieben, in dem es heißt, werkt tätige,
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hallo Länder, brüderlich euch die Hand entgegenstreckend über Berge,
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brüderlicher Leichen, über Flüsse, Unschuldigen, Blutes und Tränen,
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über rauchende Trümmer der Städte und Dörfer,
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über die zerstörten,
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kulturellen Heiligtümer,
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rufen wir euch auf zur Wiederherstellung und Verstärkung
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der internationalen Einheit
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Die Bonschule kieseln die Einzigen, die sich diesem Milieukopf-Manifest widersetzen und erklären,
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dass sie über die Trümmer,
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über das Blut hinaus im Grunde genommen mit allen Völkern Frieden schließen wollen.
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Letztendlich haben wir damit vom März April 1917 an ein Gegeneinander
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von provisorischer Regierung Sowjet auf der anderen Seite,
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der noch keineswegs bolstabistisch ist und den Borschewiki,
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die als einzige dafür eintreten, dass mit dem Feind Frieden geschlossen wird.
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Bitte. Wie das Volk, das wollte,
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die das im Grunde genommen letztendlich am besten eigentlich ankamen.
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Dazu müssen wir sehen, dass die Borschewiki zunächst einmal eine
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absolut unbedeutende Gruppe sind. Sie sind In der Doomer,
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in der letzten Doomer, gibt es insgesamt 14 Sozialdemokraten.
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Davon sind sieben Menschen wie Kie, 14, sechs Bullshit-Diki.
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Und einer ist keine dieser Gruppierungen zuzurechnen. Unter 402 Abgeordneten,
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also unter 1 Prozent, weit unter 1 Prozent.
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In der Zeit zwischen Februar und Oktober 1917 wuchs die Mitgliederzahl
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der brutalistischen Partei von 10.000 auf
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Und das in einem Land,
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in dem man eigentlich nicht als erstes sich irgendeiner Partei anschließt,
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sondern erst mal dafür sorgen muss, dass man überhaupt irgendetwas zu essen kriegt.
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Und das ist im Grunde genommen etwas, woran man sieht,
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auf welche Weise eigentlich die Wolsche Wegie hier Erfolg gehabt haben.
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Mit ihren Zielen, mit ihrer Propaganda, mit dem,
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was sie eigentlich erreichen wollten. Das ist sozusagen der Positive,
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der Push-Effekt, wenn wir auf der anderen Seite sehen,
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stellen wir an die andere Seite uns an, schauen,
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stellen wir fest,
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was für weitergehende Fehler eigentlich die provisorische Regierung weiterhin gemacht hat
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Anfang Juni, 1917, beschließt, auch der allrussische Gerätekongress,
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also auch die Sowjets. Gemeinsam mit der provisorischen Regierung,
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eine Offensive an der Kriegsfront zu unternehmen.
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Die sogenannte Kerinsky-Offensive, die dann Ende Juni,
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Anfang Juli losgeht und bei der man,
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was ist das denn
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Bei der man hier ziemlich genau sehen kann, welchen Effekt sie hat.
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Das ist das Stückchen, die 30 Kilometer Erfolg,
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die sie in den ersten Tagen hat.
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Und das sind die 50 bis 100 Kilometer, die die
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russischen Truppen dann von den Mittelmächten wieder zurückgedrängt werden. Das heißt,
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im Grunde genommen geht diese Gidens die Offensive mit einer Niederlage aus,
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mit sehr vielen Toten und ist damit im Grunde genommen eigentlich ein Ausweis dessen,
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dass nunmehr sowohl die provisorische Regierung, als auch die nicht bolschewistisch sind.
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Mitglieder der Retekongresse. Nicht die Interessen,
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ich sage jetzt mal in Anführungszeichen, des Volkes vertreten.
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Die russischen Truppen sind nun tatsächlich Endgültig, moralisch ermüdet.
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Und Meutereien sind alle Tagesordner. Gleichzeitig tritt das ein,
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was ich eben angesprochen habe, nämlich der Zulauf zu den Bolschewiki.
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Die Bolschewiki sind nun der Meinung, gegen den Rat von Lenien,
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dass sie im Juli 1917 komplett die Macht ergreifen könnten.
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Und vom siebten, vom dritten bis zum siebten beziehungsweise 16.
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bis zum 20. Juli 1917 Unternehmen Sie in Pedrograth,
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ein Putsch mit dem Ziel, die Regierung an sich zu reißen.
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Dieser Putsch misslingt. Sie haben hier ein Bild davon,
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Sie haben hier Truppen, die eingesetzt werden,
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um die Aufständischen, deutsche Wiki niederzuschießen.
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Der Kriegsminister Kiremski ernennt sich danach zum Diktator.
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Das heißt, er greift die komplette Macht und sagt,
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die Räte haben eigentlich die Bolsche Wiki unterstützt, was nicht stimmt.
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Und dementsprechend wird hier nun im Lande eine Jagd auf die Bolschewiki unternommen.
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Im Juli Flietlinien dann, nachdem dieser Putsch gescheitert ist,
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nach Finnland, Finnland ist zwar russisch,
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aber eben nicht ganz russisch und außerdem gibt es weite,
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ein weites Land, in dem man sich gut verstecken kann.
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Und im Lande selber im Grunde genommen gerät die Führung eigentlich
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immer mehr in Misstredit. Sie hat nicht nur,
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sie hat nicht nur die Kriegsoffensive verloren, die Kehrenski-Offensive verloren.
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Sie hat sich bei diesem Juli-Putsch eigentlich auch genauso verhalten,
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wie sich in der Februar-Revolution die zarischen Truppen verhalten haben mit dem Unterschied,
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dass die nun tatsächlich geschossen haben.
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Der nächste Schritt in dieser Entwicklung des Jahres 1917 ist,
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dass einer der führenden Generäle der russischen Armee Carenielov,
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der Meinung ist,
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dass eigentlich ganz richtig,
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dass die provisorische Regierung
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komplett desaruiert ist
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Und diese Deservouierung ist für ihn ein Grund,
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um zu versuchen, die alte Zarenmacht wiederherzustellen.
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Das bedeutet, er befiehlt die Wiedereinführung der Todesstrafe an
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der Front, das Verbot politischer Versammlungen an der Front.
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Die Auflösung revolutionäre Regimente, ein Ende der Soldatenräte,
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und unternimmt mit seinen Truppen einen Marsch auf Betrograth.
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Gegen die provisorische Regierung
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Was macht Kerenski? Kerenski ist im Grunde genommen nunmehr zu Hause desavouiert.
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Von draußen kommt im Carnillow entgegen. Und er macht etwas,
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was unter diesen Umständen vielleicht intelligent genannt werden kann.
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Er ruft die Bolschelekie zur Hilfe. Das heißt,
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der, der eben gerade noch gegen die Bolschelekie gekämpft hat,
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und auf sie hat schießen lassen,
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ist nun von ihnen abhängig und die Bolschelekie, roten Garten,
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die sie aufgestellt haben, drängen, die Cornelhoff-Truppen zurück,
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die nebenbei Cornelhoff dann auch von alleine wieder weglaufen.
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Wir haben also im August, Anfang September 1917, eine Situation,
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in der eigentlich auf der einen Seite die provisorische Regierung disarouiert ist,
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die alten Kräfte,
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die savouiert sind und die Bolschewiki im Land
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quasi als Retter von Recht und Ordnung als Retter der Revolution
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gefeiert werden
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Lehnen kommt zurück und erklärt, dass man jetzt unter diesen Umständen
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selber die Macht ergreifen könnte. Und genau das tut,
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er tun die Bullshitti, die, wie gesagt,
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inzwischen, das habe ich ihnen eben zahlenmäßig angedeutet,
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von einer absolut unbedeutenden Partei zu einer sehr starken Macht angewachsen sind,
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in dieser Nacht vom 25. Oktober bzw. 7. November
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Bekannt durch den Sturm auf das Winterpalet, das sie hier auf diesem Stich sehen.
00:53:52
Sie werden es nicht auf einem Foto sehen.
00:53:55
Sie werden es deswegen nicht auf einem Foto sehen,
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weil es nicht stattgefunden hat. Es gab keinen Sturm auf
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das Winterpalet. Es gab eine Reihe von Soldaten,
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die an die Hintertür gegangen sind, sie eingeschlagen haben und
00:54:12
in dieses Winterpalet eingedrungen sind und die Wache weggeschickt haben.
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Es gibt auch keine Toten.
00:54:19
Es gibt keine heldende Bewegung oder sonst irgendetwas
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Mein Doktorfahrtag und der Stöckel hat immer gesagt, während der Oktoberrevolution
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hatten nicht einmal die Straßenbahn in Pettograth Verspätung. Das heißt,
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es ist im Grunde genommen ein Nichtereignis und das, was Sie kennen,
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außer einem solchen Stich, wie wir ihn hier haben,
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ist die Filmaufnahme von Silge Eisenstein aus dem Jahr 191928,
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in dem das natürlich dann aufbereitet wird und in dem dieses Sturm,
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dieser Sturm auf das Winterpalet reanacted wird oder eigentlich erfunden,
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muss man sagen.
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Weil es muss ja im Grunde genommen irgendetwas geben,
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was es gegeben hat
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War tatsächlich der Schuss von der Aurora, der das Zeichen dafür gab,
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dass man nun, wie Lenien es gesagt hat,
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die wichtigen Stellen in der Stadt besitzen sollte.
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Und genau das hat man auch gemacht. Die Bojeliktie haben zu diesem Zeitpunkt tatsächlich das Vertrauen der Bevölkerung,
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weil sie die einzigen geblieben sind, die in der Zeit,
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die ich jetzt versucht habe, darzustellen,
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zwischen Februar und Oktober, ihre Haltung nicht verändert haben.
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Das heißt, Ihre Thesen weiter vertreten haben, Friede,
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Land, Brot. Und sie sind die Einzigen,
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die, nachdem sie an die Macht gekommen sind,
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sich daran halten, ungeachtet dessen, dass diese Dekrete,
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die jetzt verabschiedet worden sind,
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eigentlich nicht zum Programm der Boschen Wiki gehörten.
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Die Boschen Wiki als eine konventionelle sozialdemokratische kommunistische Partei,
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bauten auf das Poletariat. Nicht auf den Bodenbesitz der ländlichen Bevölkerung.
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Das waren die sozialen Revolutionierer gewesen. Das erste Dekret,
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das sie verabschieden, ist aber das Dekret über Grund und Boden.
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Na gut. Dekret aus Symlin. Das Dekret über Grund und Boden,
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das erklärt, dass Kirchen Gutsharren,
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die Zarenfamilie und so weiter,
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ihr Land abgeben sollen und dieses Land in die Verfügung
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der Bauern
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begeben wird
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Der Intelligente ist der Schachzug, den man machen kann,
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weil man auf diese Art und Weise sofort die gesamte bäuerliche Bevölkerung,
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und das ist in Russland in der Zeit die Mehrheit,
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auf seiner Seite hat.
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Sie haben nicht erklärt, dass sie
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zehn Jahre später dieses Land den Bauern wieder abnehmen würden.
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In der Zwangskollektivierung. Das wusste man nicht.
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Das wissen wir heute als schlaue Historikerin, Historiker.
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Und dementsprechend können wir sagen, das ist eigentlich tatsächlich nicht
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das Programm der Balschen IG gewesen.
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Sie haben das Programm der Sozialrevolutionäre gekidnappt.
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Das gibt es aber anderen Parteien auch.
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Na gut
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Sie haben das Programm, der so saurevolutionährige Gidnap,
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weil sie gesehen haben, dass man damit Erfolg haben kann.
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Und sie haben damit Erfolg gehabt. Das zweite Dekret,
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ist das Dekret über den Frieden, Dekret der Miriam.
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Indem sie genau das reingeschrieben haben,
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was in ihrem Manifest vorher schon ebenfalls drin stand.
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Nämlich, dass sie Frieden um jeden Preis machen wollten.
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Das Ergebnis war dann nach mehreren Hin und Her der Friede von Brestlitowsk,
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der Russland ungefähr ein Viertel seines europäischen Besitzes gekostet hat.
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Die Ukraine ist Partikum weiß Russland und so weiter.
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Und Kaukasus
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Auch das war eigentlich nicht. Programm der Bolcheritie, die Bolcheritie sind keine
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besonders friedliche Partei. Sondern sie sind im Grunde genommen eine Partei,
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deren Ziel die Weltrevolution gewesen sind, die Weltrevolution,
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das ist dann 1920 ziemlich deutlich geworden, als man versucht hat,
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die Revolution nach dorthin zu tragen, durch Polen,
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man ist nicht durchgekommen, aber das ist egal.
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Sie sind eigentlich im Grunde genommen schon der Meinung,
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dass man mit Kriegen entsprechend die Geschichte vorantreiben kann.
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Nur nicht pragmatisch im gegenwärtigen Zeitpunkt,
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wenn man sozusagen die Zustimmung der eigenen Bevölkerung bekommen möchte
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Also dementsprechend hier ein derartiges Dekret. Andy Kredit über die Rechte
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der Völker Russlands am 15. November, auch eines dieser ersten Dekrete,
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in dem allen Nationen des ehemaligen Zarenreichs das Selbstbestimmungsrecht versprochen wurde.
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In einem Fall wurde es umgesetzt, am 6. Dezember 1917
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wurde Finnland in die Unabhängigkeit entlassen, mit Billigung leben muss.
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Drei Wochen danach fing der Bürgerkrieg in Finnland an und
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rote Finnen versuchten nun, diesen Staat Zu einem kommunistischen,
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sozialistischen zu machen und dann wieder an die russische,
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sozialistische, föderative Republik zu bringen.
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Wir haben also sozusagen auch hier etwas, ich habe das am Anfang angesprochen,
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was eigentlich nur scheinbar zu einer Befreiung führen sollte.
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Befreiung, solange es die Bürgerliche, Gesellschaftsordnung betraf,
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aber in dem Augenblick nicht mehr, indem es die Möglichkeit gab,
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in die nächst höhere Gesellschaftsformation einzusteigen, denn dann galten wieder,
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wenn man so will, andere Prinzipien.
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Zunächst aber hörte sich das, was hier dekretiert wurde,
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für die Nichtrussischen Nationalitäten Russlands, so an,
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als ob sie endlich das bekommen würden an Rechten,
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was sie schon die ganze Zeit über verlangt und gefordert hatten.
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Und dementsprechend ist es eben halt ganz wichtig zu sehen,
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dass die Bolchillegie ihre Macht auf die Art und Weise
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gefestigt haben
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Die ihnen pragmatisch am gelegensten kamen.
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Kluge Politik. Nicht unbedingt moralisch, wenn man weiß,
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dass man das Ganze wieder danach revidieren möchte.
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Ein weiteres Element, das angesprochen werden muss, die Konstituante.
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Die war ja nun von der provisorischen Regierung vorbereitet worden.
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Die Wahlen haben dann auch stattgefunden, im November schon,
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und der Herrscher auf der Bordstrategie, aber weitgehend,
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wenn man das so sagen kann,
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freie Wahlen
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Mit einem blöden Ergebnis. Blöd für die Bolschelegie. Nämlich,
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sie sehen das an der Zahl der Abgeordneten, die Mehrheit,
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hat trotz des Diskredits über den Boden die Sozialrevolutionäre gewählt.
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Und die Sozialrevolutionäre hatten damit die überwältigende Mehrheit.
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Bolschelegie waren zweitstärkste Partei, aber eben halt nur Zeitstellste und
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damit eigentlich nicht diejenigen, die über alles bestimmen konnte.
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Man hat diese Konstituante einen Tag tagen lassen und am nächsten Tag
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hat man das gemacht, womit man schon die Oktoberrevolution durchgeführt hatte.
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Man hat die Tür abgeschlossen. Und dann kamen die nicht mehr rein.
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Das war, wenn man so will, die Umsetzung der Oktoberrevolution.
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Also passen Sie auf, das Funktionieren von Schlössern ist für
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Revolution doch eine ziemlich wichtige Angelegenheit. Der Punkt ist,
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dass diese Konstituante dann nicht mehr Tag getagt hat und ISO wird Führung,
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der Rat der Volkskommissare und der Liniensführung erklärt,
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das sei auch nicht mehr nötig.
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Man würde jetzt die richtigen Gesetze verabschieden und man würde
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die Verfassung sozusagen selber bestimmen.
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Man sei ja auch schließlich weiter als die Sozialevolutionäre,
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die daraufhin auch aus der Regierung rausgeflogen sind und
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entsprechend verfolgt wurden
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Ich hoffe, Sie sehen, dass wir es hier bei
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dieser Revolution nicht mit etwas furchtbar Spektakulärem zu tun haben.
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Das Spektakuläre ist eigentlich das, was in der ersten Hälfte
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des Jahres 1917 stattgefunden hat. Das war eigentlich der,
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tatsächlich von unten kommende Umschwung, das,
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was wir dann als Revolution aus Oktoberrevolution bezeichnen,
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ist ein Ausnutzen von bestimmten Gelegenheiten durch eine sehr klug operierende
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kleine Gruppe von geschulten Politikern berufsrevolutionären,
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wie sie sich selber bezeichnet haben
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Ich habe nur zwei Texte in den Agoha-Raum bestellt,
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der hier von Rakoschidalmann eingerichtet worden ist.
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Der erste ist über die Rolle des Ersten Weltkriegs
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und er hat den schönen Titel Urkatastrophe oder Katalysator.
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Wir kennen ja diese Bezeichnung aus Urkatastrophe,
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was sich für den Besten irgendwie durchaus auch realisieren lässt,
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für Osteuropa ist der Erste Weltkrieg
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keine Urkatastrophe
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Für die meisten osteuropäischen Länder ist es der Gründungsmythos.
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Ob die eine oder andere Art und Weise. Für Russland
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ist es in der Verelendung, die in Russland stattgefunden hat,
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der Katalysator eines revolutionären Umsturzes, der eine ganz bestimmte Folge hatte,
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die bis in unsere Gegenfahrt hinein gewirkt hat.
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Der zweite, Text zeigt ein bisschen die unterschiedlichen Narrative,
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etwa in Bezug auf den Sturm hat das Winterpalais und so weiter.
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Das heißt, Ich kann also das aufbereiten,
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was ich hier nur in wenigen durren Worten andeuten kann.
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Das ist übrigens das einzige Bild. Das ist von der
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Konstituante gibt, in der, an dem einzige Tag,
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an dem sie tatsächlich getagt hat.
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Die sowjetische Konzentration auf die Oktoberrevolution, mit der wir
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zu tun hatten, führt also eigentlich in die Irre.
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Weil die Oktoberrevolution zwar für die spätere Zeit genau die Auswirkungen gehabt hat,
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die ich am Anfang geschildert habe,
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aber eigentlich nicht dieses von unten kommende Revolutionärelement war
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Sondern dessen Umlenkung aufgrund von ziemlichen Dummheiten, die die führe,
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der ersten Revolution, wenn man so will, gemacht haben.
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Ich will aber jetzt noch kurz zumindest auf das eingehen,
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worüber ich sonst noch hätte länger sprechen können. Nämlich,
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was ist eigentlich im Ersten Weltkrieg,
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wenn wir diesen Ersten Weltkrieg als Element der Zeitenwende,
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wenn wir 1917,
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18 als Elemente der Zeitenwende nehmen,
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was man da eigentlich in dem Umfeld dieses Krieges,
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also was
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am Ersten Weltkrieg tatsächlich revolutionär gewesen ist
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Das ist zunächst die Destabilisierung multietnischer Imperien. Wir haben hier,
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als Osteuropa-Historiker, können wir das natürlich auch auf Russland geschaut.
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Aber vergessen Sie bitte nicht,
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dass nicht nur Russland als multiethnisches Imperium auseinandergefallen ist,
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sondern auch Deutschland, Österreich, Ungarn und das Osmanische Reich.
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Mehr oder weniger zur gleichen Zeit. Wir haben gleichzeitig das,
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was wir in der Februar-Evolution beobachtet haben,
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die Delegitimierung von dynastischen Monarchie
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Aber die Delegitimierung, dynastische Manarchien, haben wir auch in Österreich,
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haben wir auch im osmanischen Reich, haben wir auch in Deutschland.
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Und wir haben es in Deutschland nicht nur in Bezug auf den Kaiser,
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sondern bis auf die Stadtstaaten, in allen Teilen dieses deutschen Reiches,
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in denen es bis dahin Haufen von Königen, Fürsten,
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Grafen und Ähnlichem gegeben hat.
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Wir haben 1917, 18, man könnte in Bezug auf Polen
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schon 1916 sagen, den Sieg der Nationalstaaten in Osteuropa.
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Das heißt, Anstelle der dynastischen Monarchien treten, Nationalstaaten,
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die sich nach kulturellen Kategorien von unten zu definieren versuchen.
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Ob das so besonders gut ist, lassen wir mal dahingestellt,
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weil die Folge davon ist, dass diese Nationalstaaten eben nicht funktionieren. Zum Nachstatten funktionieren,
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wenn Bevölkerungen schön säuberlich getrennt voreinander nach Nationen leben,
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da diese komischen Menschen aber so unordentlich gemischt leben,
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ist der Erste Weltkrieg, in Osteuropa 1918 keineswegs zu Ende,
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sondern er wird noch ungefähr zwei bis drei Jahre weitergeführt,
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indem nun die verschiedenen Nachfolgestaaten gegeneinander Krieg führen und ihre Grenzen ausschließen.
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Insofern, auch das ist eigentlich eine Revolutionierung. Es ist,
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wenn Sie so wollen, nichts anderes, als dass die
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französische Revolution von 17,89 nun endlich auch in Osteuropa durchgeführt wird.
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Das heißt, deren Prinzipien sich eben umsetzen.
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Was immer wieder vergessen wird, nach dem Ersten Weltkrieg,
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Norwegen ist eines der wenigen Beispiele,
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wo sie schon vor dem Ersten Weltkrieg der Fall war,
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wird das Trauenwahlrecht eingeführt
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Das ist insofern revolutionär, als sich ungefähr die Wählerschaft verdoppelt.
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Man sollte sich das mal klar machen, dass es eigentlich wichtiger ist als etwas anderes,
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was eben halt normalerweise so als wahnsinnig revolutionär betrachtet wird.
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Und es hat natürlich etwas damit zu tun,
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dass man im Krieg gemerkt hat,
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dass man ohne die Frauen eigentlich nicht ausgekommen ist und dass
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die Frauen eigentlich sozusagen die Heimatfront aufrecht erhalten haben und dass das damit
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eben halt auf eine sehr spannende Weise zusammenhängt und dementsprechend eben ein Staat sich nicht am Krieg beteiligt hat,
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wie die Schweiz auch nicht auf die Idee gekommen ist,
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dass zu diesem Zeitpunkt zu machen, sondern noch ein halbes Jahrhundert brauchte,
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um dazu zu gelangen.
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Ich habe schon auch die Revolution von 1905, die Rollenzone von 1905 angesprochen.
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Diese Revolution von 1905, eine Niederlage eines europäischen Staates,
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nämlich Russlands, gegen Japan, gegen einen außereuropäischen Staat.
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Die erste derartige Niederlage in der Neuzeit hat die Revolution ausgeführt,
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1917 haben wir das Eingreifen der USA in Europa,
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im Ersten Weltkrieg. 1917 noch nicht ganz,
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1917 wird der Krieg erklärt und dann passiert noch relativ wenig.
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1918 sind aber die frischen amerikanischen Truppen, die angelandet werden,
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eigentlich kriegsentscheidend. Und sie fegen eigentlich auf das hinweg,
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was an der Ostront, wo ja eigentlich die Mittelmächte gesiegt hatten,
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eben halt tatsächlich noch eine Rolle spielte.
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Das heißt, wir haben eigentlich den Beginn des Außereuropäischen Zeitalters.
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Wir haben den Beginn eigentlich des Endes,
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den Beginn des Endes, des Eurozentrismus.
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Von da an ist eigentlich Amerika eine
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Der Großnächte. Das heißt, wir haben revolutionäre Veränderungen durch
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den Ersten Weltkrieg in zahlreichen Bereichen, die möglicherweise wichtiger sind,
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als das, was ich ihm heute dargestellt habe.
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Wir haben aber auch, und das lernen Sie im
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zweiten Teil dieser Vorlesung noch ansprechen, kulturelle Entwicklung,
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in denen tatsächlich der Erste Welt gegen Katalysator ist, moderne Malerei wird salonreif.
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Das heißt, sie kann im Grunde genommen sich umsetzen,
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auch wenn es sie vorher schon gegeben hat,
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auch wenn es vollkommen falsch ist, zu sagen,
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dass durch den Ersten Weltkrieg oder etwa durch die russische Revolution erst die Konstruktivisten zum Beispiel irgendwie motiviert worden.
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Nein, es gab sie vorher auch schon,
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was danach hatten sie erheblich bessere Möglichkeiten, sich darzustellen.
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Und wurden zumindest in der Sowjetunion dann auch bis in die 30er Jahre,
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als dann Schluss war, auch staatlich gefordert.
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Wir haben die Auflockerung von moralischen Standards.
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Sie kennen alle die goldenen Zwanziger oder die Warring 20s.
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Auch das ist im Grunde genommen eine Folge des Ersten Weltkrieges.
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Das heißt, das kulturelle System wird erschüttert,
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Pazifismus erhält Auftrieb. Der Völkerbundsgedanke, den es vorher auch
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schon gegeben hat
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Der wird aber tatsächlich umgesetzt, der funktioniert nicht, ist egal.
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Aber Everdlainsons, zunächst einmal umzusetzen, versucht.
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Wir haben aber auch negative Elemente. Nationalsozialismus wird ebenfalls salonfähig,
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Faschismus ist ein Kind des Ersten Weltkrieges, in gleicher Weise wie der Bolstadtismus,
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eben halt die Kritik an der alten Gesellschaft, formuliert.
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Und diese Kritik an der alten Gesellschaft durch eine moderne technisierte,
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futuristische Massengesellschaft, wie sie etwa der Faschismus,
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nicht der Nationalsozialismus bringt, Ich differenziere da ganz deutlich.
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Ist etwas, was ebenfalls zu diesen revolutionären Veränderungen führt.
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Und auf der Grundlage kann man sich fragen,
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in welche Kategorie unter diesen Umständen dann der Sowjetische Rolshidismus gehört