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18.10.2017

Einführung: Was war im Ersten Weltkrieg revolutionär? Die Russische Revolution und andere Umwälzungen in Osteuropa

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  • 00:00:00
    Meine Damen und Herren, liebe Frau Tippner, vielen herzlichen Dank für die nette Einführung und dafür,
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    dass Sie mich hier diesen ersten Vortrag im Rahmen dieser Ringvorlesung halten lassen, in welchen ich auf der einen Seite etwas allgemeiner werden möchte. Das heißt tatsächlich,
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    so wie Sie es angedeutet haben, danach fragen möchte,
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    auf welche Weise eigentlich wir heute mit dieser Revolution umgehen,
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    aber so wie Historiker das normalerweise machen, nicht nur aus der Gegenwart betrachtet,
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    sondern eigentlich auch ein wenig mit dem Blick darauf,
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    was eigentlich in diesem Jahr 1917 in Russland passiert ist und auf welche Weise eigentlich das,
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    was wir normalerweise als Oktoberrevolution bezeichnen oder als russische Revolution bezeichnen,
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    tatsächlich etwas eingeleitet hat, was so heißt wie ein Seminar,
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    das ich im letzten Semester gehalten habe,
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    also in einer anderen Reihenfolge eigentlich,
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    ich habe es danach gehalten, nämlich Zeitenbände, 1917,
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    weil dieses Jahr 1917 häufig als Zeitenwende aufgefasst wird,
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    Und in dem Moment, in dem man es als Zeitenwende auffasst,
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    in dem Augenblick denkt man natürlich an die russische Revolution,
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    aber es gibt auch andere Ereignisse,
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    die mit diesem Jahr zusammenhängen,
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    auf die ich dann im Anschluss nochmal ganz kurz wenigstens eingehen möchte und die eigentlich eher für eine Zeitenwende in dieser Ringsicht sprechen.
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    Wenn wir uns heute zum 100. Jahrestag der osserischen Revolution damit beschäftigen,
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    ist das eigentlich nicht wahnsinnig originell, denn Wir finden,
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    sie finden uns,
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    sie werden das in den nächsten Tagen und Wochen noch häufiger finden,
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    wahnsinnig viele Artikel, die sich mit dieser Zeit beschäftigen.
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    Und wir müssen uns deswegen überlegen, was eigentlich an diesen
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    100 Jahren so interessant ist. Ich sage mal etwas ganz Ketzerisches,
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    das, was wirklich interessant ist, ist, dass das,
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    was mit der Revolution eingeleitet wurde, vorbei ist.
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    Und das ist etwas, was man eben halt vor 20, 30,
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    40 Jahren noch nicht so klar sagen konnte und deswegen auch in der Bewertung,
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    in der Wirkungsgeschichte dieser Revolution immer so etwas hatte wie ein Open End.
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    Was daraus wird, weiß man nicht. Inzwischen weiß man,
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    was draus geworden ist, vorsichtig ausgedrückt, nichts Besonderes.
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    Eben etwas, was eigentlich in der Long-Duré der Geschichte gescheitert ist.
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    Und deswegen frage ich jetzt noch einmal, was eigentlich die russische Revolution gewesen ist.
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    Und wenn ich sie jetzt fragen würde,
  • 00:03:02
    würden die meisten wahrscheinlich eben tatsächlich auch diese Oktoberrevolution nennen.
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    Damit hätten sie recht, damit hätten sie recht,
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    wenn sie von der Wirkungsgeschichte dieser Revolution ausgehen.
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    Von der Wirkungsgeschichte, die aber im Grunde genommen etwas ist,
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    was heute Ich sag mal, ziemlich durchgängig nicht, immer positiv bewertet wird.
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    Ich will also erstmal die negativen Ergebnisse ein wenig ansprechen.
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    Das ist die Schaffung eines Einparteiensstaates. Also schlicht die Abschaffung von Opposition. Noch nicht 1917,
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    sondern erst im Laufe des Jahres 1918 im Laufe des Jahres sind die linken soziale Evolutionäre,
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    die zunächst einmal mit dem Bolschewiki gemeinsam den Rat der Volkskommissare gebildet haben und damit die Regierung gebildet haben,
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    aus diesem Rat entfernt worden und zu einem großen Teil ihrer Freiheit und ihres Lebens beraubt worden.
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    Damit komme ich zu den nächsten Ergebnis,
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    nämlich zur Verhaftung aller in irgendeiner Weise greifbarer,
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    Oppositionspolitiker und zu deren Ermordung, wozu eine außergewöhnliche Kommission,
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    Chaticia Anna Camis, ja, Chekka, geschaffen wurde.
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    Also ein, wenn man so will, direktes Terrorinstrument,
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    eine Geheimpolizei, die deren Ziel es war, Staatsfeinde zu beseitigen. Es ist In der zweiten Hälfte des Jahres 1917,
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    der Ersatz des Parlaments, der Douma, die es bis dahin gab,
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    durch die Räte der Arbeiter und Soldaten deputierten, Räte Saviets,
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    Saviette, Sowjets, also im Grunde genommen eine Räterepublik,
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    deren Räte sich immer noch sozusagen demokratisch ergänzten, aber das hörte spätestens,
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    1921 mit dem zehnten Kongress der russischen Sozialdemokratischen Arbeiterpartei auf,
  • 00:05:16
    auf dem dann dieses Sowjets entmachtet wurden und die Parteizentrale im Grunde genommen,
  • 00:05:23
    als einziges entscheidendes Organ eingesetzt wurde und dies dann eigentlich auch bis zum Ende der Sowjetunion so geblieben ist.
  • 00:05:33
    Dazu kam 1921 das sogenannte Fraktionsverbot,
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    also im Grunde genommen auch ein Verbot innerhalb der Partei,
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    wo es durchaus divergierende Meinungen gab, über unterschiedliche Wege der Realisierung nachzudenken.
  • 00:05:49
    Also im Endeffekt haben wir eigentlich die Schaffung einer Diktatur und wir haben,
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    wenn sie die Ukraine angesprochen haben, eben,
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    aber nicht nur in Bezug auf die Ukraine,
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    sondern auch in Bezug auf die andere Völkerschaften des russländischen Imperiums.
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    Die Verweigerung der Anerkennung von Autonomie und Unabhängigkeitsbestrebungen.
  • 00:06:13
    Durch die Wiederherstellung und damit erweit und zum Teil auch Erweiterung des russländischen Imperiums.
  • 00:06:19
    Und das ist ein Thema, das heute wieder ziemlich aktuell ist,
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    weil wir wollen eigentlich in der aktuellen russischen Politik ein Déjà-vu dieser Restitutio Imperi beobachten können.
  • 00:06:36
    Damit stellt sich die Frage, gibt es denn da nichts Positives? Doch,
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    Wir haben auf der anderen Seite neben diesen negativer,
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    ein Emanzipationsversprechen zumindest, ein Emanzipationsversprechen an die Bevölkerung,
  • 00:06:54
    an die Teil der Bevölkerung, die bis dahin aus dem staatlichen Diskurs,
  • 00:07:00
    aus der staatlichen Bestimmung ausgeschlossen worden waren, an die Arbeiter,
  • 00:07:06
    die Frauen, die Bauern, wir haben ein Versprechen,
  • 00:07:10
    wenn man Versprechen, das nicht unbedingt gehalten wurde, schon wegen der Kategorien, die ich ihm eben genannt habe.
  • 00:07:18
    Wir haben als weiteres Positives eine Modernisierung der Gesellschaft,
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    eine Modernisierung durch zwei Elemente, die tatsächlich eine große Rolle spielen,
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    nämlich auf der einen Seite die Alphabetisierung,
  • 00:07:33
    also die Vermittlung von Lese- und Schreibfähigkeiten,
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    die in Russland in diesen ersten, in der ersten Dekade eigentlich der Sowjetmacht von bestenfalls 20 Prozent auf 80 Prozent gestiegen ist.
  • 00:07:50
    Und damit tatsächlich eigentlich einen Sprung gemacht hat,
  • 00:07:54
    auch nicht ganz ohne selbstsüchtige Ziele,
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    weil die Alphabetisierung fängt natürlich mit Texten, mit Literatur statt,
  • 00:08:04
    die parteilich entsprechend in der richtigen Richtung unterweisen,
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    sollte und als zweites Element eine Technisierung,
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    eine Technisierung der Gesellschaft, die in diesem Fortschrittsgläubigen,
  • 00:08:19
    modernistischen Staatswesen der Sowjetunion tatsächlich eines der wichtigen Ziele war und ein Staat,
  • 00:08:28
    der am Anfang des 20. Jahrhunderts nun tatsächlich noch in erster Linie ein Agrarstaat war,
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    etwa in der Mitte dieses Jahrhunderts zur der Macht machte,
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    die als erste immerhin ein Sputnik ins All schießen konnte.
  • 00:08:47
    Und das ist schon natürlich eben ein gewisser Sprung.
  • 00:08:50
    Und ich rede jetzt erst einmal nicht über die Fortschritte,
  • 00:08:53
    die in der Rüstungstechnisierung in dieser Hinsicht ebenfalls gemacht worden sind,
  • 00:08:57
    weil auch wir auch da das Gleichziehen mit den USA haben,
  • 00:09:02
    wenn sie an Atom- und Wasserstoff bomben, denken.
  • 00:09:11
    Das ging insofern, als wir mit dieser Revolution tatsächlich
  • 00:09:18
    diese ersten Elemente, die ich angesprochen habe,
  • 00:09:20
    nämlich die Ausschaltung der Opposition und die Ausschaltung einer,
  • 00:09:23
    wie auch immer
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    Gearteten, widerständigkeit innerhalb des Staates, sehen, das ist also dann etwas,
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    was natürlich die Durchsetzungsfähigkeit in einem derartigen Staat erheblich erleichtert hat.
  • 00:09:40
    Ein weiteres Produkt, ob man das gut findet oder nicht
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    und sie können sich dem anschließen oder nicht,
  • 00:09:46
    finde ich, zumindest für elitäre Historiker, unheimlich spannend.
  • 00:09:52
    Sie werden sich auch im zweiten Teil dieser Ringvorlesung damit noch beschäftigen.
  • 00:09:56
    Das ist die Schaffung aus einem,
  • 00:09:59
    ich sag mal vorsichtig, relativ normalen Staat,
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    wie es das russländische Imperium vorher auch schon gewesen ist,
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    eines Gesamtkunstwerks
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    Eines Gesamtkunstwerks, Boris Kreuz hat ein Buch Gesamtkunstwerkstalin geschrieben.
  • 00:10:14
    Ich würde sagen, das Gesamtkunstwerk ist nicht nur Starlink,
  • 00:10:17
    sondern das Gesamtkunstwerk ist die komplette Sowjetunion durchgesweilt.
  • 00:10:23
    In jeder Hinsicht. Alles irgendwie doch aufeinander passend und in einem anderen Stil als vieles andere,
  • 00:10:33
    was drumherum ist und so, dass sie bei Musik,
  • 00:10:38
    bei Kunst, bei Gebäuden, bei allen,
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    wie auch immer, gearteten Erscheinungen,
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    die aus dieser Sowjetunion kamen,
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    sofort erkennen,
  • 00:10:46
    aha,
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    das ist sowjetisch
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    Und das ist meines Erachtens auch etwas,
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    was sehr spannend ist, auch wenn es für diejenigen,
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    die das am eigenen Leibe erleiden müssen, nicht unbedingt,
  • 00:11:00
    dass es, was man sich selber für sich so wünschen würde.
  • 00:11:06
    Also stellt sich aber auf der anderen Seite die Frage,
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    ob alles das, was ich jetzt hier genannt habe,
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    nun tatsächlich das Produkt der Oktoberrevolution lässt.
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    Und auf der anderen Seite, was eigentlich die Oktoberrevolution ist,
  • 00:11:20
    wessen Produkt eigentlich die Oktoberrevolution ist.
  • 00:11:23
    Und darauf will ich jetzt
  • 00:11:25
    ein bisschen eingehen
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    Meine These dazu ist, ja, es hat 1917 in Russland eine Revolution gegeben.
  • 00:11:34
    Aber die eigentliche Revolution war die Februar-Revolution. Also die Revolution,
  • 00:11:39
    die am Anfang des Jahres stattgefunden hat und in der der Zahn
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    abgesetzt worden ist und letztlich daraus ein mehr oder weniger demokratisches Staatswesen entstehlen sollte.
  • 00:11:59
    Ich habe Ihnen hier ein paar Titel aufgelistet. Ich nehme an,
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    die werden dann auch irgendwo auf der dort, wo auch die anderen Texte sind,
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    ihnen entsprechend zur Kenntnis gegeben werden können, wenn sie sich da anmelden.
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    Deswegen will ich im Augenblick hier gar nicht darauf eingehen,
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    sondern eigentlich gleich auf das nächste Bild eingehen, dass sich mit dieser Februar-Revolution beschäftigt.
  • 00:12:32
    Diese Februar-Evolution ist im Grunde genommen etwas,
  • 00:12:37
    was in der Literatur natürlich behandelt wird und was aber zumindest in der Zeit,
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    in der die Sowjetunion bestand, hinter der Geschichte,
  • 00:12:47
    der großen sozialistischen Oktoberrevolution, wie sie genannt wurde, zurückzutreten hatte.
  • 00:12:57
    Weil man so, wie man in sowjetischer,
  • 00:13:00
    im sowjetischen Diskurs immer erklärt hat, alles,
  • 00:13:03
    was irgendwie vor 1917 ist, das war absolut unter jeglichem Niveau,
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    was auch nicht stimmte in Russland.
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    Alles, was vor der Oktoberrevolution passierte, war eigentlich nichts Vernünftiges.
  • 00:13:19
    Das erzählte man oder dieses Narrativ Schufmann natürlich, um Den eigenen Staat,
  • 00:13:28
    um das eigene Produkt, das durch die Oktobererblutzung entstanden ist,
  • 00:13:32
    sozusagen in einem exzeptionellen Licht erscheinen zu lassen.
  • 00:13:38
    Und tatsächlich ist eigentlich die Februar-Revolution nichts besonders Exzeptionelles und ich werde gleich auch darauf eingehen,
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    dass auch die Oktoberrevolution nichts Exzeptionelles gewesen ist, sondern eigentlich etwas,
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    dass man von außen zunächst einmal kaum bemerkt hat.
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    Die Februar-Revolution oder das, was zur Februar-Revolution führte,
  • 00:14:04
    hat ebenfalls eine Vorgeschichte. So sind diese furchtbaren Historiker,
  • 00:14:09
    die sich nie an einen Punkt halten können,
  • 00:14:11
    sondern immer dann davor gehen und gucken, wie das erst mal entstanden ist.
  • 00:14:17
    Die Vorgeschichte ist aber relativ einfach zu erzählen, es ist der Erste Weltkrieg.
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    Und das ist der Erste Weltkrieg eines Staates, der nicht besonders lernfähig war. Der eigentlich schon nach dem Krieg von 1904-5 gegen Japan,
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    den er verloren hat, hätte erkennen können,
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    dass dieser Staat, dass dieser Krieg,
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    der eigentlich sehr fern der Heimat nur stattgefunden hat,
  • 00:14:42
    irgendwo hinten in Ostasien abgelaufen ist, dass der,
  • 00:14:47
    der Auslöser der sogenannten Revolution von 1905 gewesen ist,
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    der ersten Rossagie, Revolution,
  • 00:14:56
    in der der russische Staat schon ziemlich stark erschüttert worden ist und sich zumindest eine scheindemokratische Verfassung geben musste,
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    in dem Oktobermanifest des Saaren und damit auch eine Volksvertretung,
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    wenn auch keine auf gleichen Ebenen ausgerichtete.
  • 00:15:16
    Auch diese erste Revolution ist dadurch ausgelöst worden, dass dieser Krieg
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    dazu geführt hat, dass die Versorgung im Lande zusammengebrochen ist.
  • 00:15:28
    Und das Gleiche finden wir, wie gesagt,
  • 00:15:30
    nicht besonders überraschend im Ersten Weltkrieg ebenfalls wieder. Das heißt,
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    im Ersten Weltkrieg während die Soldaten an der Front mehr oder
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    weniger glückhaft kämpfen oder eben halt im Graben liegen,
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    verhungern hinten die Leute, verhungern hinten, im Hinterland ihre Familien.
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    Und das ist das, was sie hier auf diesem Bild sehen.
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    Das ist die Demonstration. In Pietro Graz
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    23. Februar, deswegen Februar, Evolution beziehungsweise 8. März,
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    nachdem gregorianischen Kalender 1917. Und der 8. März, diejenigen,
  • 00:16:19
    die so ein bisschen in der Richtung schon mal orientiert haben,
  • 00:16:24
    ist, seit dem Beginn des Ersten Weltkriegs,
  • 00:16:26
    davor hat er immer hin und her changiert und auch dadurch
  • 00:16:30
    eigentlich auch zu der Zeit eigentlich eher mehr oder weniger durch Zufall der internationale Frauentag.
  • 00:16:39
    Und deswegen sind an diesem 8. März insbesondere die Frauen als
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    Demonstrierende auf die Straßen Pedolgraz gegangen. Und sie verlangen,
  • 00:16:52
    wie sie es hier auf diesem transparent sehen, Privavkupubaika,
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    Simi Amsoldat, Sachitika, das war Bodhi, in der Rotnevenmiral.
  • 00:17:05
    Also, eine Zulage zur Lebensmittelration für die Familien der Soldaten
  • 00:17:12
    , für die Verteidiger der Freiheit und des Volksfriedens.
  • 00:17:20
    Das ist nicht besonders revolutionär
  • 00:17:23
    Das sind im Grunde genommen Frauen, die sagen,
  • 00:17:26
    wir als Familien der Soldaten, die für dieses Reich kämpfen,
  • 00:17:31
    möchten bitteschön auch etwas zu essen haben. Das ist eigentlich keine revolutionäre Tat,
  • 00:17:39
    sondern es ist eigentlich ein Ausweis dessen, dass der Statum,
  • 00:17:41
    den es hier geht, nicht imstande ist,
  • 00:17:45
    mit seinen, im Bereich der Landwirtschaft durchaus ausreichenden Produktionen,
  • 00:17:51
    noch nicht einmal die Familien der Soldaten,
  • 00:17:54
    geschweige denn die übrige Bevölkerung in einer,
  • 00:17:57
    wie auch immer,
  • 00:17:58
    gearteten Weise sicherzustellen
  • 00:18:02
    Und das ist eigentlich der Ausgangspunkt dieser Februar-Revolution.
  • 00:18:07
    Es gibt nicht ausreichend Lebensmittel, es gibt eine galoppierende Preisinflation,
  • 00:18:13
    die Preise sind seit 1916, um etwa 400 Prozent gestiegen,
  • 00:18:20
    ohne dass es in irgendeiner Weise Zulagen gegeben hätte.
  • 00:18:25
    Und in diesem Februar 1917 gibt es jeden Tag eigentlich
  • 00:18:31
    irgendwo in Russland, Peter Eketograt in Moskau,
  • 00:18:34
    in anderen Städten,
  • 00:18:36
    Streiks und Demonstrationen
  • 00:18:40
    Und auch das ist ziemlich wichtig, uns sich mal klarzumachen,
  • 00:18:43
    diese Streiks und Demonstrationen finden in den Städten statt, nicht auf dem Land.
  • 00:18:46
    Auf dem Land gibt es noch genug zu essen. Sie merken,
  • 00:18:52
    dass die Sowjetunion in gewisser Weise daraus gelernt hat. Und Exkurs 1932,
  • 00:19:00
    33, in dem Augenblick als die Rüstungsindustrie zu einem wichtigen Element wird,
  • 00:19:06
    sagt man, um Gottes Willen nicht wieder, das,
  • 00:19:08
    was wir 1905 oder 1917 in den Städten gehabt haben,
  • 00:19:12
    also die Städte müssen auf jeden Fall versorgt werden mit Lebensmitteln
  • 00:19:17
    Das Land tritt dafür ausgerungert und das ist die künstliche Hungersnot des Jahres 1932,
  • 00:19:23
    33 in der Ukraine in Kasachstan,
  • 00:19:25
    in Sibirien im Wolkergebiet, wo man sagt,
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    das Land ist im Grunde genommen egal,
  • 00:19:31
    die Wichtigen sind eigentlich in der Stadt,
  • 00:19:33
    weil die in der Stadt, die können Revolution machen.
  • 00:19:38
    Und das ist etwas, was wir dann im Rückblick wieder sehen,
  • 00:19:41
    als eine Auswirkung eigentlich dieser an sich nicht unbedingt politischen.
  • 00:19:48
    Streits und Demonstrationen in den Städten
  • 00:19:54
    SMC gesagt, die Soldatenmütter. Es sind Soldatenfrauen, es sind Arbeiterinnen in erster Linie aus den Rüstungswerken.
  • 00:20:04
    Und bei den meisten eigentlich dieser Streiks reagiert die Polizei kaum oder wenig. Am 23. Februar,
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    als die Frauen dann tatsächlich auf die Straße gehen,
  • 00:20:19
    sind es aber nicht so diese durchschnittlichen Demonstrationen,
  • 00:20:22
    sondern nach den Zahlen, ich glaube eigentlich Zahlen nie,
  • 00:20:25
    aber ich nenne sie mal hier,
  • 00:20:26
    einfach um sozusagen einen Richtwert zu haben,
  • 00:20:29
    nach den Zahlen,
  • 00:20:30
    die kursieren,
  • 00:20:30
    sollen es 128.000 Arbeiterinnen gewesen sein,
  • 00:20:34
    die da auf die Straße gegangen sind
  • 00:20:36
    Merken Sie sich die Zahlen nicht, es können
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    20.000 weniger oder 20.000 mehr gewesen sein, keine Ahnung.
  • 00:20:42
    Viele. Viele, zu viele. Zu viele für die Polizei,
  • 00:20:50
    das heißt, es gibt an diesem Tag dann den Befehl,
  • 00:20:55
    der angeblich auf den Zaren zurückgehen soll,
  • 00:20:58
    was aber auch nicht ganz vollkommen nachzuweisen ist,
  • 00:21:07
    auf die Demonstrierenden zu schließen.
  • 00:21:11
    Und das war schon 1905 nicht die intelligenteste Lösung
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    Und 1917 war das auch nicht die intelligenteste Lösung,
  • 00:21:19
    sondern es war im Grunde genommen eine Lösung, die,
  • 00:21:23
    man kann es vielleicht mit Katalonien vergleichen, eigentlich diejenigen,
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    die hier demonstrieren, eigentlich erst richtig aufregt.
  • 00:21:35
    Und damit natürlich eben die Situation eskalieren lässt.
  • 00:21:41
    Es kommt zu noch mehr Protest, dann noch mehreren Orten.
  • 00:21:47
    Es wird ein Garderegiment eingesetzt und dann passiert etwas,
  • 00:21:52
    womit man eigentlich nicht gerechnet hat
  • 00:21:55
    Dieses Gadereglement weigert sich, auf die Frauen zu schießen.
  • 00:21:59
    Und damit haben wir tatsächlich eine echte,
  • 00:22:02
    Anführungszeichen, Revolution oder Meuterei oder etwas, alles,
  • 00:22:06
    was vorher war, war eben halt eher unpolitisch.
  • 00:22:11
    Nun haben wir tatsächlich Militär, das dir gefehlt, verweigert.
  • 00:22:15
    Das ist auf diese Art und Weise eigentlich bis dahin in
  • 00:22:18
    Russland nicht gegeben hat. Und nun kommt im Grunde genommen
  • 00:22:23
    dieser Stein ins Rollen und die Demonstrationen verändern sich.
  • 00:22:31
    Jetzt steht nicht mehr, dass man Lebensmittel haben möchte,
  • 00:22:35
    sondern es steht darauf,
  • 00:22:35
    da lohnt man nach hier
  • 00:22:43
    Da hast du ihren Rispublika. Das ist nicht besonders schön,
  • 00:22:48
    aber nicht besonders gereimert. Sagen wir mal so, es ist etwas seltsames,
  • 00:22:53
    russisch, aber das heißt, jedenfalls in der Bedeutung,
  • 00:22:56
    ein Lieder mit der Monarchie, wir begrüßen die Republik.
  • 00:23:01
    Und damit wird das im Grunde genommen tatsächlich zu einem Staatsstreich,
  • 00:23:10
    dass der so weit geht, dass nunmehr der Zar,
  • 00:23:16
    dass ich auch Teile der Duma mit diesen Demonstranten solidarisiert haben,
  • 00:23:23
    den Zaren dazu bringt, am 11. März,
  • 00:23:27
    also am 27. Februar 1917, den Befehl zu geben,
  • 00:23:32
    die Duma, aufzulösen.
  • 00:23:34
    Also das Parlament aufzulösen. Das ist kein furchtbar neuer Befehl
  • 00:23:39
    . Der Zar hat 1906 und 1907 schon zweimal,
  • 00:23:44
    die du mal aufgelöst und dann jeweils das Mahlrecht verändert,
  • 00:23:51
    weil ihm die Zusammensetzung und die Maßnahmen der Duma nicht richtig gepasst haben
  • 00:23:57
    Und nun meinte er jetzt, konnte er das eigentlich ja wieder mal machen.
  • 00:24:00
    Wenn die du mal eben halt nicht so reagiert, wie er das gerne hätte.
  • 00:24:10
    Aber diesmal klappt es nicht. Weil zwar gibt es den Befehl,
  • 00:24:14
    die du mal aufzulösen, aber die du mal löst dich nicht auf.
  • 00:24:18
    Sondern die Duma erklärt sich in der Folge zum Agierenden Instrument der Führung des Staates.
  • 00:24:28
    Und dazu muss man wieder einen kleinen Rückblick machen und sagen,
  • 00:24:30
    das war sie eigentlich vorher nicht. Sie war in erster Linie ein beratendes Gremium. Sie hatte kein eigenes Gesetzesinitiativrecht,
  • 00:24:40
    sondern sie konnte eigentlich nur Gesetze,
  • 00:24:42
    die von der Regierung, die den Zaren verantwortlich war,
  • 00:24:46
    billigen oder nicht billigen und wie sie damit umging,
  • 00:24:50
    das ist eigentlich auch wieder ein Thema,
  • 00:24:54
    dass Historiker immer hin und her beschäftigt, das Wesentliche,
  • 00:24:58
    das Interessante an der Doomer war eigentlich nur nicht ihre gesetzgeberische Tätigkeit,
  • 00:25:05
    sondern dass die darin befindlichen Abgeordneten Indemilität besaßen.
  • 00:25:12
    Das heißt, sie durften nicht dafür bestraft werden,
  • 00:25:15
    was sie gesagt haben
  • 00:25:18
    Und deswegen durfte man in der Duma alles sagen. Und die Zeitungen durften,
  • 00:25:22
    alles, was in der Duma gesagt wurde, trocken.
  • 00:25:26
    Die Zensur hatte darauf keinen Einfluss. Und das bedeutet im Grunde genommen,
  • 00:25:31
    dass die Duma sozusagen das Oppositionsorgan für die Oppositionellen war.
  • 00:25:36
    Das heißt, dort konnte man tatsächlich etwas kritisieren.
  • 00:25:39
    Nicht, dass es dann besser wurde. Aber man konnte
  • 00:25:44
    es wenigstens sagen, es war eben halt ein Ventil.
  • 00:25:49
    Und nun, wie gesagt, erklärt die Duma,
  • 00:25:52
    dass sie eben halt nicht mehr den Befehlen des zahlen gehorchen
  • 00:25:57
    Wird, obwohl sie ihm eigentlich unterstellt ist und von seinem von ihm abhängig ist.
  • 00:26:04
    Sie widersetzt sich also dieser Anweisung und verbrüdert sich dazu an
  • 00:26:16
    diesemselben Tag mit dem Petrugrada Sowjet der Arbeiter und Soldatenräte.
  • 00:26:23
    Uns Soldaten deportierten. Und auch das muss man vielleicht ein bisschen erläutern. Dadurch,
  • 00:26:29
    dass die Duma im Grunde genommen zweimal aufgelöst worden ist,
  • 00:26:34
    wobei jeweils das Wahlgesetz geändert wurde, war sie ein Organ,
  • 00:26:42
    in dem aufgrund der verschiedenen Wahlkurien, die bestanden haben, die Linken kaum vertreten waren.
  • 00:26:51
    Sie waren vertreten, aber mit sehr wenigen Deputierten, während die Kaufleute,
  • 00:26:58
    Grundbesitzer, Steuerzahler und andere eben tatsächlich sehr stark vertreten gewesen sind.
  • 00:27:07
    Und die sich hier gebildet haben in Sowjets, die es auch schon 1905 gab,
  • 00:27:12
    das heißt, die musste man nicht neu erfinden,
  • 00:27:15
    schon auf die Art und Weise entstanden, vertraten,
  • 00:27:19
    wie der Name sagt, Arbeiter und Soldaten, nicht die Offiziere,
  • 00:27:23
    sondern die Soldaten und damit im Grunde genommen die Schichten,
  • 00:27:25
    die in der Duma nicht vertreten werden.
  • 00:27:27
    Und das,
  • 00:27:27
    was wir hier in diesem Zusammenschluss von Duma auf der einen Seite und so wird es auf der anderen Seite,
  • 00:27:34
    im Februar 1917 sehen, ist auf beiden Seiten eigentlich das Verständnis,
  • 00:27:40
    dass man zu einer kompletten Volksvertretung gelangen möchte und mit dieser kompletten Volksvertretung von Seiten der Duma akzeptiert,
  • 00:27:50
    dass dann eben halt die Arbeiter und Soldaten auch etwas zu sagen haben müssen und die Sowjets mit der Duma kooperieren,
  • 00:27:58
    Zusammenarbeiten, sagen, ja, wir wollen das nicht alleine machen,
  • 00:28:01
    sondern wir machen das mit euch gemeinsam.
  • 00:28:07
    Nach dieser Verbrüderung ist im Grunde genommen klar,
  • 00:28:13
    dass die Situation nicht so weiter verlaufen kann,
  • 00:28:16
    wie sich das die Staatsführung gedacht hat.
  • 00:28:24
    Einige Tage später, drei genau,
  • 00:28:27
    am 2. März 1917.15. März 1917, dankt Nicolai,
  • 00:28:34
    der zweite,
  • 00:28:35
    unter dem Druck der Duma und seiner obersten Militärs
  • 00:28:39
    Die sehen, dass Abteilungen ihnen den Gehorsam verweigern und sehen im Grunde genommen den Grund darin,
  • 00:28:48
    in dem Befehl des Saaren, bringen ihn dazu, abzudanken.
  • 00:28:54
    Er empfiehlt am Anfang noch seinen Bruder Michael als Nachfolger,
  • 00:28:58
    der verzichtet, großzügig, weil er keine Lust hat,
  • 00:29:01
    sich in diese, ja, ich sag mal,
  • 00:29:05
    müde da hinein zu begeben und damit ist Russland kein Zahnreich mehr.
  • 00:29:13
    Das heißt, das ist eigentlich, wenn man so will,
  • 00:29:17
    Blutig zum Teil, aber auch eigentlich relativ schnell und wenig umstritten.
  • 00:29:25
    Das Ende der Rassisrael-Imperia, die von Peter, dem Großen, begründet worden ist.
  • 00:29:31
    Denn wenn ich bis ruhig zurückgeben wollen. Angesetzt wird dann eine provisorische Regierung,
  • 00:29:41
    die provisorische Regierung ist nichts anderes als der Vorstand der Duma,
  • 00:29:48
    also ein Komitee,
  • 00:29:49
    das sich aus der Duma entwickelt und das für die Duma,
  • 00:29:55
    also für das Parlament sozusagen,
  • 00:29:57
    Regierung bildet für uns etwas relativ Normales für Russland,
  • 00:30:03
    1917 keineswegs, weil wie gesagt,
  • 00:30:07
    die Regierung wurde vom Zaren gebildet und das Parlament war eigentlich etwas ganz anderes und nun ergreift tatsächlich das Parlament,
  • 00:30:15
    die Initiative und bildet die Regierung, bildet die provisorische Regierung.
  • 00:30:23
    Diese provisorische Regierung versucht nun zunächst einmal tatsächlich,
  • 00:30:31
    das zu schaffen, was eigentlich sich durch diese Revolution herausgebildet hat,
  • 00:30:38
    Nämlich eine Doppelherrschaft von Duma auf der einen Seite,
  • 00:30:41
    so wird auf der anderen Seite,
  • 00:30:44
    man kann sich ohne weiteres vorstellen,
  • 00:30:47
    dass das im Alltäglichen Regierungsgeschäft nicht ganz so gut läuft,
  • 00:30:51
    wie es sozusagen in den ersten Maßnahmen läuft.
  • 00:30:56
    Sie billigt, sie muss billigen, halbherzig die Autonomiebestrebungen in nicht-russischen Randgebieten.
  • 00:31:07
    Sie lässt eine gewisse Demokratisierung des Militärs zu,
  • 00:31:11
    verhindert aber die radikalsten Bestrebungen, die am Anfang bestanden haben,
  • 00:31:17
    am Anfang Hatten die Soldaten,
  • 00:31:20
    nachdem der Zahl gestürzt worden war und sieht die Revolution sozusagen erfolgreich abgeschlossen hatten,
  • 00:31:27
    erklärt, sie würden nun sämtliche Offiziere absetzen und würden ihre Offiziere von nun an selber wählen.
  • 00:31:34
    Das verhindert die Duma, weil sie ein bisschen auch davon ausgeht,
  • 00:31:40
    dass auch Offiziere von Kriegsgeschäft und Russland ist ja immer noch im Krieg,
  • 00:31:44
    etwas verstehen müssen und dass man deswegen nicht unbedingt die,
  • 00:31:48
    die auch immer gearteten Wahlzufälligkeiten der Soldaten in irgendeiner Weise
  • 00:31:53
    berücksichtigen könne
  • 00:31:57
    Auch das schafft schon Schwierigkeiten. Das heißt,
  • 00:31:59
    wir haben im Grunde genommen vom ersten Tag der professorischen Regierung
  • 00:32:06
    letztendlich eine durchaus problematische Situation und können uns im Grunde genommen die ganze Zeit über eigentlich überlegen,
  • 00:32:18
    was hat diese professorische Regierung,
  • 00:32:20
    die ja durch die Oktoberrevolution hinweg gefegt wird,
  • 00:32:24
    richtig gemacht und was hat sie falsch gemacht.
  • 00:32:31
    Hier haben wir nochmal ein derartiges Bild aus von einer Demonstration
  • 00:32:55
    Man kann Kauz zusammenfassen, sagen, dass du immer mehr falsch bist.
  • 00:33:03
    Das ist die provisorische Regierung mehr falsch als richtig gemacht hat.
  • 00:33:07
    Was sie richtig gemacht hat, ist der Versuch mit den Sowjets auszukommen,
  • 00:33:12
    was sie richtig gemacht hat,
  • 00:33:13
    ist die Revolution im Bereich des Militärs sozusagen zurückzudrängen,
  • 00:33:18
    um sozusagen den Staat weiterhin am Laufen zu halten.
  • 00:33:23
    Sie hat aber das Grundproblem eigentlich nicht verstanden oder nicht umsetzen können.
  • 00:33:33
    Nämlich, dass darin bestand, das Ziel,
  • 00:33:38
    dass die Bevölkerung formuliert hatte, Brot zu erfüllen.
  • 00:33:45
    Und hat auf diese Art und Weise letztendlich dazu geführt,
  • 00:33:51
    dass in der Diskussion des Jahres 1917 auch nach der Februar-Revolution im Grunde genommen drei Oder vier,
  • 00:34:01
    wenn wir die Nationale Selbstbestimmung noch dazunehmen.
  • 00:34:05
    Thesen oder Themen oder Ziele eigentlich im politischen Diskurs formuliert worden sind,
  • 00:34:15
    die nicht erfüllt worden sind.
  • 00:34:17
    Brot, Land, Frieden. Die Versorgung mit Lebensmitteln blieb nach
  • 00:34:27
    der Februar-Evolution so schlecht, wie sie vorher auch gewesen ist.
  • 00:34:32
    Weil die Revolution natürlich in den Städten stattgefunden hat und in
  • 00:34:36
    den Städten gab es eben halt weil man es wohl geausdruckt nicht zu fassen.
  • 00:34:42
    Und man hat auf diese Art und Weise eben halt auch nicht
  • 00:34:45
    vom Land mehr Lebensmitteln bekommen können, dadurch, dass man den Zaren absetzt.
  • 00:34:50
    Und dadurch, dass man die staatlichen Verhältnisse auf die eine oder andere Art und Weise verändert. Dazu kommt,
  • 00:35:00
    dass die Regierung die provisorische Regierung zwar durchaus versucht hat,
  • 00:35:06
    sich entsprechend mit der Wirtschaft zu verbinden,
  • 00:35:09
    zu verbünden, um die Städte besser zu versorgen,
  • 00:35:13
    aber sie hat sich mit den Unternehmern verbündet,
  • 00:35:15
    hat sich auf die Art und Weise zum Teil gegen die Sowjets gestellt und dementsprechend gingen die Streitbewegungen weiter.
  • 00:35:25
    Und das, was eigentlich hier der Auslöser der Februar-Revolution gewesen ist,
  • 00:35:30
    ist nicht besser geworden. Ein weiteres Element ist eigentlich in
  • 00:35:34
    Russland vor dem Ersten Weltkrieg diskutiert worden ist,
  • 00:35:41
    nicht umgesetzt worden ist, auch von Stalipping,
  • 00:35:44
    nur partiell umzusetzen, versucht worden ist,
  • 00:35:48
    ist eine Neuverteilung des Landes.
  • 00:35:50
    Das heißt also, die Aufhebung des Großgrundbesitzes,
  • 00:35:53
    der ungeachtet der Befreiung der Bauern aus der Laubeigenschaft
  • 00:35:56
    1861 weiter bestanden hat,
  • 00:35:58
    nur auf anderer Grundlage
  • 00:36:02
    Und dementsprechend eben halt die Versorgung einer sehr großen, landlosen Bevölkerung mit Land,
  • 00:36:09
    um ihnen das Eigenwirtschaftliche operieren auf dem Land zu ermöglichen.
  • 00:36:17
    Das war eine Forderung der Sozialrevolutionäre,
  • 00:36:19
    der stärksten Partei zur damaligen Zeit und der anderen,
  • 00:36:24
    wenn man so will, leicht linken Parteien von den Bullshit-Wiki
  • 00:36:28
    rede ich hier in dem Kontext erst einmal nicht.
  • 00:36:33
    Die Neuverteilung des Landes wurde von der provisorischen Regierung nicht angefasst. Das heißt,
  • 00:36:41
    Das Hauptthema, das eigentlich die Bauern interessierte und womit man
  • 00:36:45
    die Bauern hätte gewinnen können und womit man dann hätte
  • 00:36:47
    die Versorgung der Städte vielleicht in irgendeiner Weise verbessern können,
  • 00:36:52
    hätte, hätte, hätte.
  • 00:36:55
    Alles das wurde eben halt entsprechend nicht angefasst. Und das Dritte,
  • 00:36:58
    was nicht angefasst wurde, war letztendlich das Grundübel dieser ganzen Angelegenheit,
  • 00:37:05
    nämlich, dass es eine sehr starke Friedenssehnsucht in Russland gab,
  • 00:37:10
    weil im Grunde genommen in diesem Krieg niemand kapiert hat,
  • 00:37:13
    warum dieser Krieg eigentlich ging
  • 00:37:16
    Man will, kann man sagen, einschließlich der Führung,
  • 00:37:19
    weil es gab keine Eroberungen.
  • 00:37:20
    Es gab im Grunde genommen nur Verluste. Es gab eigentlich nichts,
  • 00:37:25
    worüber man noch nach drei Jahren Krieg tatsächlich noch,
  • 00:37:30
    sich in irgendeiner Weise positiv äußern konnte.
  • 00:37:35
    Und das ist im Grunde genommen etwas,
  • 00:37:40
    was nun in dem politischen Diskurs des Jahres 1917 hineingeht.
  • 00:37:46
    Warum hat die provisorische Regierung das nicht gemacht?
  • 00:37:51
    Aus einem Grund, den man ihr eigentlich kaum vorwerfen kann
  • 00:37:55
    Der aber zeigt, wie wenig eigentlich hier etwas mit der
  • 00:38:01
    praktischen Politik vertraute Menschen agierten. Man erklärte, man würde
  • 00:38:07
    eine Verfassung geben, eine Versammlung einberufen, die Konstituante.
  • 00:38:12
    Und diese Verfassung gebende Versammlung würde dann eine Verfassung ausarbeiten und
  • 00:38:16
    in dieser Verfassung würde dann alles geregelt werden. So,
  • 00:38:22
    und damit haben sie im Grunde genommen eben ein Programm,
  • 00:38:27
    das durchaus parlamentarischen Gewohnheiten entsprach, entspricht, Der ist die Verwirklichung,
  • 00:38:36
    aber mindestens ein bis zwei Jahre dauern würde.
  • 00:38:40
    Und das in einer Situation, die wir, Anfang 1917,
  • 00:38:44
    ohne Wahrheit ist, als revolutionär ansprechen können.
  • 00:38:53
    Die Folge davon war, dass in den Dorfern im Grunde genommen die staatliche Ordnung zusammengebrochen ist.
  • 00:38:59
    Die Bauern fühlten sich von den Versprechungen ihrer Politiker getäuscht.
  • 00:39:07
    Die Soldaten fühlten sich ebenfalls getäuscht, weil eben das,
  • 00:39:14
    was die provisorische Regierung erklärt hat, das war,
  • 00:39:22
    was sie hier auf diesem Plakat sehen, weil nahe der Papiere,
  • 00:39:25
    das ist ein Plakat für die Kriegsanleihe, Salons zwar Brote,
  • 00:39:29
    also Kriegsanleihe der Freiheit, Krieg bis zum Sieg.
  • 00:39:35
    Das ist ein echtes Plakat aus dem Jahre 1917
  • 00:39:39
    und es ist im Grunde genommen zusammengefasst eigentlich der Grund,
  • 00:39:43
    warum die provisorische Regierung gescheitert ist.
  • 00:39:46
    Nämlich, weil sie eben die Friedensversprechen nicht erfüllt hat
  • 00:40:00
    Dann, damit kommt aber ein weiteres Element rein.
  • 00:40:06
    Nämlich die oberste Heeresleitung des deutschen Kaserreiss. Und die oberste Heeresleitung
  • 00:40:12
    des deutschen Kaserreiss finanziert im April 1917 die Durchreise eines gewissen Genossen Olianov,
  • 00:40:22
    genannt Lehen und anderer Kolleginnen und Kollegen Samstager Geliebten,
  • 00:40:28
    aus der Schweiz durch Deutschland in das neutrale Skandinavien,
  • 00:40:33
    um von dort aus dann nach Russland
  • 00:40:35
    zu gehen
  • 00:40:38
    Und jetzt, ich will mich damit nicht furchtbar lange aufhalten, geschieht dies natürlich nicht.
  • 00:40:43
    Weil die oberste Heeresleitung so eine große Freundin des Sozialismus,
  • 00:40:48
    Bultivismus und Leniens ist,
  • 00:40:52
    sondern sie benutzt im Grunde genommen Lenien so, wie man,
  • 00:40:57
    wenn man jemanden nicht mag, Backsillen benutzt.
  • 00:41:02
    Man schickt im Grunde genommen diese Barzillen dahin,
  • 00:41:06
    damit sie den auch so schon geschwächten Körper so aufmischen,
  • 00:41:12
    dass man ihn dann
  • 00:41:13
    leichter besiegen kann
  • 00:41:16
    Und genau das ist der Hintergrund,
  • 00:41:18
    eigentlich dieser Vater und das Spannende ist,
  • 00:41:20
    dass Lening sich darauf einlässt und dass das dann auch funktioniert,
  • 00:41:25
    was nicht bedeutet, dass die Deutschen an der Revolution schuld sind.
  • 00:41:31
    Das ist etwas, was sie vor einigen Jahren im Spiegel lesen konnten,
  • 00:41:35
    mit der gekauften Revolution und so weiter und so fort.
  • 00:41:38
    Sie haben sie erleichtert, aber sie haben sie eben halt
  • 00:41:42
    auf die Art und Weise nicht selbst verschuldet.
  • 00:41:48
    Aber die Wortwahl,
  • 00:41:48
    was zählen
  • 00:41:52
    Nein, das war, nein, das ist meines Erachtens
  • 00:41:56
    die absolut richtige Wortwahl, weil das ist die Absicht gewesen.
  • 00:42:01
    Man sollte im Grunde genommen den Staat aufmischen. Ja. Um zu verstehen,
  • 00:42:11
    auf welche Weise die Friedenssehnsucht, enttäuscht worden ist, hat Miliokov
  • 00:42:29
    Der Außenminister, der provisorischen Regierung, ein Kadett,
  • 00:42:31
    konstitutioneller Demokrat, der dann auch abgesetzt worden ist,
  • 00:42:39
    letztlich dafür eine Note an die westlichen alliierten Russlands geschickt,
  • 00:42:46
    in der er eben halt versprochen hat,
  • 00:42:47
    dass Russland bis zum Ende weiterkämpfen würde.
  • 00:42:54
    Und gegen diese Mejokov-Note haben dann die Oschewiki in
  • 00:42:59
    ihrem Manifest vom 14. 27. März 1917,
  • 00:43:04
    Ihr Manifest Knarrodampf Silvamira an die Völker der ganzen Welt
  • 00:43:11
    Geschrieben, in dem es heißt, werkt tätige,
  • 00:43:17
    hallo Länder, brüderlich euch die Hand entgegenstreckend über Berge,
  • 00:43:24
    brüderlicher Leichen, über Flüsse, Unschuldigen, Blutes und Tränen,
  • 00:43:33
    über rauchende Trümmer der Städte und Dörfer,
  • 00:43:38
    über die zerstörten,
  • 00:43:41
    kulturellen Heiligtümer,
  • 00:43:43
    rufen wir euch auf zur Wiederherstellung und Verstärkung
  • 00:43:49
    der internationalen Einheit
  • 00:43:54
    Die Bonschule kieseln die Einzigen, die sich diesem Milieukopf-Manifest widersetzen und erklären,
  • 00:44:02
    dass sie über die Trümmer,
  • 00:44:04
    über das Blut hinaus im Grunde genommen mit allen Völkern Frieden schließen wollen.
  • 00:44:14
    Letztendlich haben wir damit vom März April 1917 an ein Gegeneinander
  • 00:44:24
    von provisorischer Regierung Sowjet auf der anderen Seite,
  • 00:44:29
    der noch keineswegs bolstabistisch ist und den Borschewiki,
  • 00:44:34
    die als einzige dafür eintreten, dass mit dem Feind Frieden geschlossen wird.
  • 00:44:43
    Bitte. Wie das Volk, das wollte,
  • 00:44:47
    die das im Grunde genommen letztendlich am besten eigentlich ankamen.
  • 00:44:55
    Dazu müssen wir sehen, dass die Borschewiki zunächst einmal eine
  • 00:45:02
    absolut unbedeutende Gruppe sind. Sie sind In der Doomer,
  • 00:45:09
    in der letzten Doomer, gibt es insgesamt 14 Sozialdemokraten.
  • 00:45:15
    Davon sind sieben Menschen wie Kie, 14, sechs Bullshit-Diki.
  • 00:45:21
    Und einer ist keine dieser Gruppierungen zuzurechnen. Unter 402 Abgeordneten,
  • 00:45:27
    also unter 1 Prozent, weit unter 1 Prozent.
  • 00:45:31
    In der Zeit zwischen Februar und Oktober 1917 wuchs die Mitgliederzahl
  • 00:45:38
    der brutalistischen Partei von 10.000 auf
  • 00:45:44
    Und das in einem Land,
  • 00:45:45
    in dem man eigentlich nicht als erstes sich irgendeiner Partei anschließt,
  • 00:45:49
    sondern erst mal dafür sorgen muss, dass man überhaupt irgendetwas zu essen kriegt.
  • 00:45:53
    Und das ist im Grunde genommen etwas, woran man sieht,
  • 00:45:57
    auf welche Weise eigentlich die Wolsche Wegie hier Erfolg gehabt haben.
  • 00:46:02
    Mit ihren Zielen, mit ihrer Propaganda, mit dem,
  • 00:46:05
    was sie eigentlich erreichen wollten. Das ist sozusagen der Positive,
  • 00:46:13
    der Push-Effekt, wenn wir auf der anderen Seite sehen,
  • 00:46:17
    stellen wir an die andere Seite uns an, schauen,
  • 00:46:19
    stellen wir fest,
  • 00:46:21
    was für weitergehende Fehler eigentlich die provisorische Regierung weiterhin gemacht hat
  • 00:46:31
    Anfang Juni, 1917, beschließt, auch der allrussische Gerätekongress,
  • 00:46:41
    also auch die Sowjets. Gemeinsam mit der provisorischen Regierung,
  • 00:46:47
    eine Offensive an der Kriegsfront zu unternehmen.
  • 00:46:55
    Die sogenannte Kerinsky-Offensive, die dann Ende Juni,
  • 00:46:59
    Anfang Juli losgeht und bei der man,
  • 00:47:07
    was ist das denn
  • 00:47:13
    Bei der man hier ziemlich genau sehen kann, welchen Effekt sie hat.
  • 00:47:19
    Das ist das Stückchen, die 30 Kilometer Erfolg,
  • 00:47:24
    die sie in den ersten Tagen hat.
  • 00:47:30
    Und das sind die 50 bis 100 Kilometer, die die
  • 00:47:36
    russischen Truppen dann von den Mittelmächten wieder zurückgedrängt werden. Das heißt,
  • 00:47:42
    im Grunde genommen geht diese Gidens die Offensive mit einer Niederlage aus,
  • 00:47:50
    mit sehr vielen Toten und ist damit im Grunde genommen eigentlich ein Ausweis dessen,
  • 00:47:59
    dass nunmehr sowohl die provisorische Regierung, als auch die nicht bolschewistisch sind.
  • 00:48:10
    Mitglieder der Retekongresse. Nicht die Interessen,
  • 00:48:17
    ich sage jetzt mal in Anführungszeichen, des Volkes vertreten.
  • 00:48:21
    Die russischen Truppen sind nun tatsächlich Endgültig, moralisch ermüdet.
  • 00:48:28
    Und Meutereien sind alle Tagesordner. Gleichzeitig tritt das ein,
  • 00:48:34
    was ich eben angesprochen habe, nämlich der Zulauf zu den Bolschewiki.
  • 00:48:40
    Die Bolschewiki sind nun der Meinung, gegen den Rat von Lenien,
  • 00:48:48
    dass sie im Juli 1917 komplett die Macht ergreifen könnten.
  • 00:48:56
    Und vom siebten, vom dritten bis zum siebten beziehungsweise 16.
  • 00:49:01
    bis zum 20. Juli 1917 Unternehmen Sie in Pedrograth,
  • 00:49:08
    ein Putsch mit dem Ziel, die Regierung an sich zu reißen.
  • 00:49:15
    Dieser Putsch misslingt. Sie haben hier ein Bild davon,
  • 00:49:18
    Sie haben hier Truppen, die eingesetzt werden,
  • 00:49:21
    um die Aufständischen, deutsche Wiki niederzuschießen.
  • 00:49:27
    Der Kriegsminister Kiremski ernennt sich danach zum Diktator.
  • 00:49:31
    Das heißt, er greift die komplette Macht und sagt,
  • 00:49:33
    die Räte haben eigentlich die Bolsche Wiki unterstützt, was nicht stimmt.
  • 00:49:39
    Und dementsprechend wird hier nun im Lande eine Jagd auf die Bolschewiki unternommen.
  • 00:49:49
    Im Juli Flietlinien dann, nachdem dieser Putsch gescheitert ist,
  • 00:49:55
    nach Finnland, Finnland ist zwar russisch,
  • 00:50:00
    aber eben nicht ganz russisch und außerdem gibt es weite,
  • 00:50:05
    ein weites Land, in dem man sich gut verstecken kann.
  • 00:50:10
    Und im Lande selber im Grunde genommen gerät die Führung eigentlich
  • 00:50:17
    immer mehr in Misstredit. Sie hat nicht nur,
  • 00:50:21
    sie hat nicht nur die Kriegsoffensive verloren, die Kehrenski-Offensive verloren.
  • 00:50:27
    Sie hat sich bei diesem Juli-Putsch eigentlich auch genauso verhalten,
  • 00:50:32
    wie sich in der Februar-Revolution die zarischen Truppen verhalten haben mit dem Unterschied,
  • 00:50:36
    dass die nun tatsächlich geschossen haben.
  • 00:50:41
    Der nächste Schritt in dieser Entwicklung des Jahres 1917 ist,
  • 00:50:49
    dass einer der führenden Generäle der russischen Armee Carenielov,
  • 00:50:54
    der Meinung ist,
  • 00:50:59
    dass eigentlich ganz richtig,
  • 00:51:00
    dass die provisorische Regierung
  • 00:51:03
    komplett desaruiert ist
  • 00:51:07
    Und diese Deservouierung ist für ihn ein Grund,
  • 00:51:11
    um zu versuchen, die alte Zarenmacht wiederherzustellen.
  • 00:51:18
    Das bedeutet, er befiehlt die Wiedereinführung der Todesstrafe an
  • 00:51:25
    der Front, das Verbot politischer Versammlungen an der Front.
  • 00:51:29
    Die Auflösung revolutionäre Regimente, ein Ende der Soldatenräte,
  • 00:51:36
    und unternimmt mit seinen Truppen einen Marsch auf Betrograth.
  • 00:51:43
    Gegen die provisorische Regierung
  • 00:51:46
    Was macht Kerenski? Kerenski ist im Grunde genommen nunmehr zu Hause desavouiert.
  • 00:51:56
    Von draußen kommt im Carnillow entgegen. Und er macht etwas,
  • 00:52:04
    was unter diesen Umständen vielleicht intelligent genannt werden kann.
  • 00:52:10
    Er ruft die Bolschelekie zur Hilfe. Das heißt,
  • 00:52:14
    der, der eben gerade noch gegen die Bolschelekie gekämpft hat,
  • 00:52:19
    und auf sie hat schießen lassen,
  • 00:52:21
    ist nun von ihnen abhängig und die Bolschelekie, roten Garten,
  • 00:52:26
    die sie aufgestellt haben, drängen, die Cornelhoff-Truppen zurück,
  • 00:52:29
    die nebenbei Cornelhoff dann auch von alleine wieder weglaufen.
  • 00:52:35
    Wir haben also im August, Anfang September 1917, eine Situation,
  • 00:52:45
    in der eigentlich auf der einen Seite die provisorische Regierung disarouiert ist,
  • 00:52:49
    die alten Kräfte,
  • 00:52:49
    die savouiert sind und die Bolschewiki im Land
  • 00:52:55
    quasi als Retter von Recht und Ordnung als Retter der Revolution
  • 00:52:59
    gefeiert werden
  • 00:53:03
    Lehnen kommt zurück und erklärt, dass man jetzt unter diesen Umständen
  • 00:53:10
    selber die Macht ergreifen könnte. Und genau das tut,
  • 00:53:19
    er tun die Bullshitti, die, wie gesagt,
  • 00:53:21
    inzwischen, das habe ich ihnen eben zahlenmäßig angedeutet,
  • 00:53:27
    von einer absolut unbedeutenden Partei zu einer sehr starken Macht angewachsen sind,
  • 00:53:35
    in dieser Nacht vom 25. Oktober bzw. 7. November
  • 00:53:44
    Bekannt durch den Sturm auf das Winterpalet, das sie hier auf diesem Stich sehen.
  • 00:53:52
    Sie werden es nicht auf einem Foto sehen.
  • 00:53:55
    Sie werden es deswegen nicht auf einem Foto sehen,
  • 00:53:57
    weil es nicht stattgefunden hat. Es gab keinen Sturm auf
  • 00:54:04
    das Winterpalet. Es gab eine Reihe von Soldaten,
  • 00:54:07
    die an die Hintertür gegangen sind, sie eingeschlagen haben und
  • 00:54:12
    in dieses Winterpalet eingedrungen sind und die Wache weggeschickt haben.
  • 00:54:17
    Es gibt auch keine Toten.
  • 00:54:19
    Es gibt keine heldende Bewegung oder sonst irgendetwas
  • 00:54:23
    Mein Doktorfahrtag und der Stöckel hat immer gesagt, während der Oktoberrevolution
  • 00:54:29
    hatten nicht einmal die Straßenbahn in Pettograth Verspätung. Das heißt,
  • 00:54:35
    es ist im Grunde genommen ein Nichtereignis und das, was Sie kennen,
  • 00:54:39
    außer einem solchen Stich, wie wir ihn hier haben,
  • 00:54:43
    ist die Filmaufnahme von Silge Eisenstein aus dem Jahr 191928,
  • 00:54:49
    in dem das natürlich dann aufbereitet wird und in dem dieses Sturm,
  • 00:54:53
    dieser Sturm auf das Winterpalet reanacted wird oder eigentlich erfunden,
  • 00:55:00
    muss man sagen.
  • 00:55:01
    Weil es muss ja im Grunde genommen irgendetwas geben,
  • 00:55:03
    was es gegeben hat
  • 00:55:06
    War tatsächlich der Schuss von der Aurora, der das Zeichen dafür gab,
  • 00:55:10
    dass man nun, wie Lenien es gesagt hat,
  • 00:55:12
    die wichtigen Stellen in der Stadt besitzen sollte.
  • 00:55:16
    Und genau das hat man auch gemacht. Die Bojeliktie haben zu diesem Zeitpunkt tatsächlich das Vertrauen der Bevölkerung,
  • 00:55:30
    weil sie die einzigen geblieben sind, die in der Zeit,
  • 00:55:34
    die ich jetzt versucht habe, darzustellen,
  • 00:55:36
    zwischen Februar und Oktober, ihre Haltung nicht verändert haben.
  • 00:55:44
    Das heißt, Ihre Thesen weiter vertreten haben, Friede,
  • 00:55:49
    Land, Brot. Und sie sind die Einzigen,
  • 00:55:55
    die, nachdem sie an die Macht gekommen sind,
  • 00:55:58
    sich daran halten, ungeachtet dessen, dass diese Dekrete,
  • 00:56:06
    die jetzt verabschiedet worden sind,
  • 00:56:09
    eigentlich nicht zum Programm der Boschen Wiki gehörten.
  • 00:56:16
    Die Boschen Wiki als eine konventionelle sozialdemokratische kommunistische Partei,
  • 00:56:27
    bauten auf das Poletariat. Nicht auf den Bodenbesitz der ländlichen Bevölkerung.
  • 00:56:34
    Das waren die sozialen Revolutionierer gewesen. Das erste Dekret,
  • 00:56:41
    das sie verabschieden, ist aber das Dekret über Grund und Boden.
  • 00:56:48
    Na gut. Dekret aus Symlin. Das Dekret über Grund und Boden,
  • 00:56:55
    das erklärt, dass Kirchen Gutsharren,
  • 00:57:01
    die Zarenfamilie und so weiter,
  • 00:57:05
    ihr Land abgeben sollen und dieses Land in die Verfügung
  • 00:57:07
    der Bauern
  • 00:57:08
    begeben wird
  • 00:57:09
    Der Intelligente ist der Schachzug, den man machen kann,
  • 00:57:12
    weil man auf diese Art und Weise sofort die gesamte bäuerliche Bevölkerung,
  • 00:57:15
    und das ist in Russland in der Zeit die Mehrheit,
  • 00:57:19
    auf seiner Seite hat.
  • 00:57:22
    Sie haben nicht erklärt, dass sie
  • 00:57:23
    zehn Jahre später dieses Land den Bauern wieder abnehmen würden.
  • 00:57:27
    In der Zwangskollektivierung. Das wusste man nicht.
  • 00:57:32
    Das wissen wir heute als schlaue Historikerin, Historiker.
  • 00:57:37
    Und dementsprechend können wir sagen, das ist eigentlich tatsächlich nicht
  • 00:57:41
    das Programm der Balschen IG gewesen.
  • 00:57:43
    Sie haben das Programm der Sozialrevolutionäre gekidnappt.
  • 00:57:45
    Das gibt es aber anderen Parteien auch.
  • 00:57:47
    Na gut
  • 00:57:51
    Sie haben das Programm, der so saurevolutionährige Gidnap,
  • 00:57:54
    weil sie gesehen haben, dass man damit Erfolg haben kann.
  • 00:57:58
    Und sie haben damit Erfolg gehabt. Das zweite Dekret,
  • 00:58:02
    ist das Dekret über den Frieden, Dekret der Miriam.
  • 00:58:06
    Indem sie genau das reingeschrieben haben,
  • 00:58:08
    was in ihrem Manifest vorher schon ebenfalls drin stand.
  • 00:58:13
    Nämlich, dass sie Frieden um jeden Preis machen wollten.
  • 00:58:15
    Das Ergebnis war dann nach mehreren Hin und Her der Friede von Brestlitowsk,
  • 00:58:19
    der Russland ungefähr ein Viertel seines europäischen Besitzes gekostet hat.
  • 00:58:24
    Die Ukraine ist Partikum weiß Russland und so weiter.
  • 00:58:29
    Und Kaukasus
  • 00:58:33
    Auch das war eigentlich nicht. Programm der Bolcheritie, die Bolcheritie sind keine
  • 00:58:37
    besonders friedliche Partei. Sondern sie sind im Grunde genommen eine Partei,
  • 00:58:43
    deren Ziel die Weltrevolution gewesen sind, die Weltrevolution,
  • 00:58:46
    das ist dann 1920 ziemlich deutlich geworden, als man versucht hat,
  • 00:58:50
    die Revolution nach dorthin zu tragen, durch Polen,
  • 00:58:52
    man ist nicht durchgekommen, aber das ist egal.
  • 00:58:57
    Sie sind eigentlich im Grunde genommen schon der Meinung,
  • 00:58:59
    dass man mit Kriegen entsprechend die Geschichte vorantreiben kann.
  • 00:59:03
    Nur nicht pragmatisch im gegenwärtigen Zeitpunkt,
  • 00:59:06
    wenn man sozusagen die Zustimmung der eigenen Bevölkerung bekommen möchte
  • 00:59:10
    Also dementsprechend hier ein derartiges Dekret. Andy Kredit über die Rechte
  • 00:59:18
    der Völker Russlands am 15. November, auch eines dieser ersten Dekrete,
  • 00:59:25
    in dem allen Nationen des ehemaligen Zarenreichs das Selbstbestimmungsrecht versprochen wurde.
  • 00:59:31
    In einem Fall wurde es umgesetzt, am 6. Dezember 1917
  • 00:59:34
    wurde Finnland in die Unabhängigkeit entlassen, mit Billigung leben muss.
  • 00:59:41
    Drei Wochen danach fing der Bürgerkrieg in Finnland an und
  • 00:59:45
    rote Finnen versuchten nun, diesen Staat Zu einem kommunistischen,
  • 00:59:51
    sozialistischen zu machen und dann wieder an die russische,
  • 00:59:58
    sozialistische, föderative Republik zu bringen.
  • 01:00:04
    Wir haben also sozusagen auch hier etwas, ich habe das am Anfang angesprochen,
  • 01:00:10
    was eigentlich nur scheinbar zu einer Befreiung führen sollte.
  • 01:00:14
    Befreiung, solange es die Bürgerliche, Gesellschaftsordnung betraf,
  • 01:00:20
    aber in dem Augenblick nicht mehr, indem es die Möglichkeit gab,
  • 01:00:24
    in die nächst höhere Gesellschaftsformation einzusteigen, denn dann galten wieder,
  • 01:00:30
    wenn man so will, andere Prinzipien.
  • 01:00:34
    Zunächst aber hörte sich das, was hier dekretiert wurde,
  • 01:00:39
    für die Nichtrussischen Nationalitäten Russlands, so an,
  • 01:00:44
    als ob sie endlich das bekommen würden an Rechten,
  • 01:00:48
    was sie schon die ganze Zeit über verlangt und gefordert hatten.
  • 01:00:53
    Und dementsprechend ist es eben halt ganz wichtig zu sehen,
  • 01:01:00
    dass die Bolchillegie ihre Macht auf die Art und Weise
  • 01:01:06
    gefestigt haben
  • 01:01:08
    Die ihnen pragmatisch am gelegensten kamen.
  • 01:01:14
    Kluge Politik. Nicht unbedingt moralisch, wenn man weiß,
  • 01:01:18
    dass man das Ganze wieder danach revidieren möchte.
  • 01:01:24
    Ein weiteres Element, das angesprochen werden muss, die Konstituante.
  • 01:01:34
    Die war ja nun von der provisorischen Regierung vorbereitet worden.
  • 01:01:37
    Die Wahlen haben dann auch stattgefunden, im November schon,
  • 01:01:40
    und der Herrscher auf der Bordstrategie, aber weitgehend,
  • 01:01:43
    wenn man das so sagen kann,
  • 01:01:44
    freie Wahlen
  • 01:01:47
    Mit einem blöden Ergebnis. Blöd für die Bolschelegie. Nämlich,
  • 01:01:53
    sie sehen das an der Zahl der Abgeordneten, die Mehrheit,
  • 01:01:58
    hat trotz des Diskredits über den Boden die Sozialrevolutionäre gewählt.
  • 01:02:03
    Und die Sozialrevolutionäre hatten damit die überwältigende Mehrheit.
  • 01:02:07
    Bolschelegie waren zweitstärkste Partei, aber eben halt nur Zeitstellste und
  • 01:02:13
    damit eigentlich nicht diejenigen, die über alles bestimmen konnte.
  • 01:02:17
    Man hat diese Konstituante einen Tag tagen lassen und am nächsten Tag
  • 01:02:23
    hat man das gemacht, womit man schon die Oktoberrevolution durchgeführt hatte.
  • 01:02:29
    Man hat die Tür abgeschlossen. Und dann kamen die nicht mehr rein.
  • 01:02:35
    Das war, wenn man so will, die Umsetzung der Oktoberrevolution.
  • 01:02:40
    Also passen Sie auf, das Funktionieren von Schlössern ist für
  • 01:02:45
    Revolution doch eine ziemlich wichtige Angelegenheit. Der Punkt ist,
  • 01:02:51
    dass diese Konstituante dann nicht mehr Tag getagt hat und ISO wird Führung,
  • 01:02:55
    der Rat der Volkskommissare und der Liniensführung erklärt,
  • 01:02:57
    das sei auch nicht mehr nötig.
  • 01:02:59
    Man würde jetzt die richtigen Gesetze verabschieden und man würde
  • 01:03:01
    die Verfassung sozusagen selber bestimmen.
  • 01:03:04
    Man sei ja auch schließlich weiter als die Sozialevolutionäre,
  • 01:03:07
    die daraufhin auch aus der Regierung rausgeflogen sind und
  • 01:03:10
    entsprechend verfolgt wurden
  • 01:03:15
    Ich hoffe, Sie sehen, dass wir es hier bei
  • 01:03:19
    dieser Revolution nicht mit etwas furchtbar Spektakulärem zu tun haben.
  • 01:03:22
    Das Spektakuläre ist eigentlich das, was in der ersten Hälfte
  • 01:03:25
    des Jahres 1917 stattgefunden hat. Das war eigentlich der,
  • 01:03:31
    tatsächlich von unten kommende Umschwung, das,
  • 01:03:34
    was wir dann als Revolution aus Oktoberrevolution bezeichnen,
  • 01:03:39
    ist ein Ausnutzen von bestimmten Gelegenheiten durch eine sehr klug operierende
  • 01:03:44
    kleine Gruppe von geschulten Politikern berufsrevolutionären,
  • 01:03:50
    wie sie sich selber bezeichnet haben
  • 01:03:54
    Ich habe nur zwei Texte in den Agoha-Raum bestellt,
  • 01:04:01
    der hier von Rakoschidalmann eingerichtet worden ist.
  • 01:04:07
    Der erste ist über die Rolle des Ersten Weltkriegs
  • 01:04:11
    und er hat den schönen Titel Urkatastrophe oder Katalysator.
  • 01:04:16
    Wir kennen ja diese Bezeichnung aus Urkatastrophe,
  • 01:04:19
    was sich für den Besten irgendwie durchaus auch realisieren lässt,
  • 01:04:23
    für Osteuropa ist der Erste Weltkrieg
  • 01:04:28
    keine Urkatastrophe
  • 01:04:31
    Für die meisten osteuropäischen Länder ist es der Gründungsmythos.
  • 01:04:34
    Ob die eine oder andere Art und Weise. Für Russland
  • 01:04:40
    ist es in der Verelendung, die in Russland stattgefunden hat,
  • 01:04:44
    der Katalysator eines revolutionären Umsturzes, der eine ganz bestimmte Folge hatte,
  • 01:04:54
    die bis in unsere Gegenfahrt hinein gewirkt hat.
  • 01:05:00
    Der zweite, Text zeigt ein bisschen die unterschiedlichen Narrative,
  • 01:05:05
    etwa in Bezug auf den Sturm hat das Winterpalais und so weiter.
  • 01:05:10
    Das heißt, Ich kann also das aufbereiten,
  • 01:05:12
    was ich hier nur in wenigen durren Worten andeuten kann.
  • 01:05:16
    Das ist übrigens das einzige Bild. Das ist von der
  • 01:05:20
    Konstituante gibt, in der, an dem einzige Tag,
  • 01:05:22
    an dem sie tatsächlich getagt hat.
  • 01:05:26
    Die sowjetische Konzentration auf die Oktoberrevolution, mit der wir
  • 01:05:30
    zu tun hatten, führt also eigentlich in die Irre.
  • 01:05:34
    Weil die Oktoberrevolution zwar für die spätere Zeit genau die Auswirkungen gehabt hat,
  • 01:05:38
    die ich am Anfang geschildert habe,
  • 01:05:42
    aber eigentlich nicht dieses von unten kommende Revolutionärelement war
  • 01:05:50
    Sondern dessen Umlenkung aufgrund von ziemlichen Dummheiten, die die führe,
  • 01:05:58
    der ersten Revolution, wenn man so will, gemacht haben.
  • 01:06:03
    Ich will aber jetzt noch kurz zumindest auf das eingehen,
  • 01:06:08
    worüber ich sonst noch hätte länger sprechen können. Nämlich,
  • 01:06:15
    was ist eigentlich im Ersten Weltkrieg,
  • 01:06:17
    wenn wir diesen Ersten Weltkrieg als Element der Zeitenwende,
  • 01:06:20
    wenn wir 1917,
  • 01:06:22
    18 als Elemente der Zeitenwende nehmen,
  • 01:06:24
    was man da eigentlich in dem Umfeld dieses Krieges,
  • 01:06:28
    also was
  • 01:06:28
    am Ersten Weltkrieg tatsächlich revolutionär gewesen ist
  • 01:06:33
    Das ist zunächst die Destabilisierung multietnischer Imperien. Wir haben hier,
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    als Osteuropa-Historiker, können wir das natürlich auch auf Russland geschaut.
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    Aber vergessen Sie bitte nicht,
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    dass nicht nur Russland als multiethnisches Imperium auseinandergefallen ist,
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    sondern auch Deutschland, Österreich, Ungarn und das Osmanische Reich.
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    Mehr oder weniger zur gleichen Zeit. Wir haben gleichzeitig das,
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    was wir in der Februar-Evolution beobachtet haben,
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    die Delegitimierung von dynastischen Monarchie
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    Aber die Delegitimierung, dynastische Manarchien, haben wir auch in Österreich,
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    haben wir auch im osmanischen Reich, haben wir auch in Deutschland.
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    Und wir haben es in Deutschland nicht nur in Bezug auf den Kaiser,
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    sondern bis auf die Stadtstaaten, in allen Teilen dieses deutschen Reiches,
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    in denen es bis dahin Haufen von Königen, Fürsten,
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    Grafen und Ähnlichem gegeben hat.
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    Wir haben 1917, 18, man könnte in Bezug auf Polen
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    schon 1916 sagen, den Sieg der Nationalstaaten in Osteuropa.
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    Das heißt, Anstelle der dynastischen Monarchien treten, Nationalstaaten,
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    die sich nach kulturellen Kategorien von unten zu definieren versuchen.
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    Ob das so besonders gut ist, lassen wir mal dahingestellt,
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    weil die Folge davon ist, dass diese Nationalstaaten eben nicht funktionieren. Zum Nachstatten funktionieren,
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    wenn Bevölkerungen schön säuberlich getrennt voreinander nach Nationen leben,
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    da diese komischen Menschen aber so unordentlich gemischt leben,
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    ist der Erste Weltkrieg, in Osteuropa 1918 keineswegs zu Ende,
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    sondern er wird noch ungefähr zwei bis drei Jahre weitergeführt,
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    indem nun die verschiedenen Nachfolgestaaten gegeneinander Krieg führen und ihre Grenzen ausschließen.
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    Insofern, auch das ist eigentlich eine Revolutionierung. Es ist,
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    wenn Sie so wollen, nichts anderes, als dass die
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    französische Revolution von 17,89 nun endlich auch in Osteuropa durchgeführt wird.
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    Das heißt, deren Prinzipien sich eben umsetzen.
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    Was immer wieder vergessen wird, nach dem Ersten Weltkrieg,
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    Norwegen ist eines der wenigen Beispiele,
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    wo sie schon vor dem Ersten Weltkrieg der Fall war,
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    wird das Trauenwahlrecht eingeführt
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    Das ist insofern revolutionär, als sich ungefähr die Wählerschaft verdoppelt.
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    Man sollte sich das mal klar machen, dass es eigentlich wichtiger ist als etwas anderes,
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    was eben halt normalerweise so als wahnsinnig revolutionär betrachtet wird.
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    Und es hat natürlich etwas damit zu tun,
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    dass man im Krieg gemerkt hat,
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    dass man ohne die Frauen eigentlich nicht ausgekommen ist und dass
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    die Frauen eigentlich sozusagen die Heimatfront aufrecht erhalten haben und dass das damit
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    eben halt auf eine sehr spannende Weise zusammenhängt und dementsprechend eben ein Staat sich nicht am Krieg beteiligt hat,
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    wie die Schweiz auch nicht auf die Idee gekommen ist,
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    dass zu diesem Zeitpunkt zu machen, sondern noch ein halbes Jahrhundert brauchte,
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    um dazu zu gelangen.
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    Ich habe schon auch die Revolution von 1905, die Rollenzone von 1905 angesprochen.
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    Diese Revolution von 1905, eine Niederlage eines europäischen Staates,
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    nämlich Russlands, gegen Japan, gegen einen außereuropäischen Staat.
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    Die erste derartige Niederlage in der Neuzeit hat die Revolution ausgeführt,
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    1917 haben wir das Eingreifen der USA in Europa,
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    im Ersten Weltkrieg. 1917 noch nicht ganz,
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    1917 wird der Krieg erklärt und dann passiert noch relativ wenig.
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    1918 sind aber die frischen amerikanischen Truppen, die angelandet werden,
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    eigentlich kriegsentscheidend. Und sie fegen eigentlich auf das hinweg,
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    was an der Ostront, wo ja eigentlich die Mittelmächte gesiegt hatten,
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    eben halt tatsächlich noch eine Rolle spielte.
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    Das heißt, wir haben eigentlich den Beginn des Außereuropäischen Zeitalters.
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    Wir haben den Beginn eigentlich des Endes,
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    den Beginn des Endes, des Eurozentrismus.
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    Von da an ist eigentlich Amerika eine
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    Der Großnächte. Das heißt, wir haben revolutionäre Veränderungen durch
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    den Ersten Weltkrieg in zahlreichen Bereichen, die möglicherweise wichtiger sind,
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    als das, was ich ihm heute dargestellt habe.
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    Wir haben aber auch, und das lernen Sie im
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    zweiten Teil dieser Vorlesung noch ansprechen, kulturelle Entwicklung,
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    in denen tatsächlich der Erste Welt gegen Katalysator ist, moderne Malerei wird salonreif.
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    Das heißt, sie kann im Grunde genommen sich umsetzen,
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    auch wenn es sie vorher schon gegeben hat,
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    auch wenn es vollkommen falsch ist, zu sagen,
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    dass durch den Ersten Weltkrieg oder etwa durch die russische Revolution erst die Konstruktivisten zum Beispiel irgendwie motiviert worden.
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    Nein, es gab sie vorher auch schon,
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    was danach hatten sie erheblich bessere Möglichkeiten, sich darzustellen.
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    Und wurden zumindest in der Sowjetunion dann auch bis in die 30er Jahre,
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    als dann Schluss war, auch staatlich gefordert.
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    Wir haben die Auflockerung von moralischen Standards.
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    Sie kennen alle die goldenen Zwanziger oder die Warring 20s.
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    Auch das ist im Grunde genommen eine Folge des Ersten Weltkrieges.
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    Das heißt, das kulturelle System wird erschüttert,
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    Pazifismus erhält Auftrieb. Der Völkerbundsgedanke, den es vorher auch
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    schon gegeben hat
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    Der wird aber tatsächlich umgesetzt, der funktioniert nicht, ist egal.
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    Aber Everdlainsons, zunächst einmal umzusetzen, versucht.
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    Wir haben aber auch negative Elemente. Nationalsozialismus wird ebenfalls salonfähig,
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    Faschismus ist ein Kind des Ersten Weltkrieges, in gleicher Weise wie der Bolstadtismus,
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    eben halt die Kritik an der alten Gesellschaft, formuliert.
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    Und diese Kritik an der alten Gesellschaft durch eine moderne technisierte,
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    futuristische Massengesellschaft, wie sie etwa der Faschismus,
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    nicht der Nationalsozialismus bringt, Ich differenziere da ganz deutlich.
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    Ist etwas, was ebenfalls zu diesen revolutionären Veränderungen führt.
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    Und auf der Grundlage kann man sich fragen,
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    in welche Kategorie unter diesen Umständen dann der Sowjetische Rolshidismus gehört