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Lernvideos: Werden deutsche Unis abgehängt?

Die Entwicklung von MOOCs an Universitäten sollte auch in Deutschland noch stärker vorangebracht werden.

Lernvideos: Werden deutsche Unis abgehängt?
Foto: Andresr/Shutterstock

Edukatico war im Februar 2016 auf der wichtigsten europäischen Konferenz zum Thema MOOCs, der emoocs 2016. Bekanntlich sind MOOCs (massive open online courses) für jedermann zugängliche Online-Kurse (mehr dazu hier).

In einer spannenden Diskussion präsentierten dort Vertreter verschiedener EU-Länder die jeweilige staatliche Unterstützung der MOOC-Angebote von Universitäten. Im Gegensatz zu den USA, wo private MOOC-Plattformen die Entwicklung voran bringen, ist in Europa oft der Staat involviert, u.a. aufgrund der staatlichen Hochschulen.


Hochschul-MOOCs in Frankreich und UK

In Frankreich unterstützt der Staat eine zentralisierte französische MOOC-Plattform, die für frankophone Universitäten Online-Kurse hostet. Die Plattform "fun-mooc.fr" enthält inzwischen knapp 200 MOOCs von ca. 60 Universitäten. Sie wurde entwickelt, weil einige Institutionen in Frankreich Vorbehalte gegenüber der Präsentation ihrer Inhalte auf den großen US-Plattformen wie Coursera & Co. hatten.

In Großbritannien dagegen wurde vom Bildungsminister bereits vor einigen Jahren die grösste Fernuniversität des Landes nachdrücklich aufgefordert, sich für UK auch um das Zukunftsthema MOOCs zu kümmern. Ansonsten müsse man die UK-Universitäten dazu drängen, eigene MOOCs auf den US-Plattformen zu präsentieren. Aus dieser Initiative ist dann recht zügig die inzwischen erfolgreich etablierte private Plattform "futurelearn.com" entstanden (deren Kurse auch in unserem Verzeichnis gelistet sind). Futurelearn.com hatte seit seiner Gründung mehr als 3 Mio. Lernende.


Die Situation in Deutschland

Doch wie ist die Situation in Deutschland? Wird der Ausbau von MOOC-Angeboten der staatlichen Universitäten in einer Weise unterstützt, die der wachsenden Bedeutung des Video-Lernens gerecht wird?

Hierzulande wurde zunächst eine zentrale Kommission gegründet (das "Hochschulforum Digitalisierung"). Diese diskutiert das Thema seit 2014 mit 70 Experten aller Interessensgruppen ausführlich. Fraglich ist jedoch, ob auch die praktische Umsetzung der Digitalisierung der Lehre an Universitäten bereits ausreichend vorangebracht wird. Teilweise wird hier zwar auf das bereits praktizierte E-Learning an Unis verwiesen. Allerdings werden dort in Wahrheit oft nur magere Inhalte online veröffentlicht und dies auch nur für eingeschriebene Studenten. Das hat mit den modernen MOOC-Produktionen im internationalen Vergleich leider nur wenig gemeinsam.

Sicher gibt es viele Besonderheiten des deutschen Bildungssystems zu berücksichtigen und z.B. Urheberrechtsfragen zu klären. Auch sind ja bereits entstandene Initiativen wie die private iversity.org oder open.hpi.de vielversprechende Ansätze (mit jedoch noch überschaubarem Kursangebot). Beispiele wie futurelearn.com oder fun-mooc.fr zeigen jedoch, dass auch in Europa das Thema MOOCs in der breiten Masse "funktioniert" und die wachsende Nachfrage nach Online-Kursen nicht ignoriert werden kann. Die hohen Teilnehmerzahlen (auch aus Deutschland) an internationalen MOOCs sprechen eine klare Sprache.

Daher sollten auch die qualitativ weltweit führenden deutschen Universitäten endlich stärker in der Entwicklung von MOOCs oder ähnlichen Online-Kursen vorangebracht werden. Nicht zuletzt wäre dies auch ein wichtiger Beitrag zur Öffnung der staatlichen Bildungsangebote auch für Interessenten außerhalb der Hochschulen, was ja insbesondere für die staatlich finanzierten Universitäten auch mehr als sinnvoll erscheint.


Sind deutsche Unis zu zögerlich?

Die deutschen Universitäten wären ja auch in der Tat die erste "Branche", die beim Einfluss der Digitalisierung mit Zögern und Zurücklehnen Erfolg hätte. Manchmal drängen sich hier Erinnerungen an das erschreckte Aufwachen deutscher Handelsunternehmen auf, als diese nach Jahren des Abwartens die Auswirkungen des E-Commerce verspätet realisierten (siehe dazu z.B. dieser Kommentar aus dem Jahr 2012).

Doch die deutschen Unis im Jahr 2016 sind noch nicht ganz so weit: Erst 10% bieten MOOCs an und werden dabei von Frankreich, UK und Spanien bereits um mehr als das Dreifache überboten, wie folgende Übersicht zeigt:

Lernvideos: Werden deutsche Unis abgehängt?

(Quelle: eine aktuelle EU-Studie aus dem Februar 2016)

Ganz zu schweigen von den Entwicklungen in den USA, wo (bei allen Unterschieden und Besonderheiten des US-Systems) aktuell immer stärker mit dem vollwertigen Einsatz von anrechenbaren Online-Kursen im regulären Studium experimentiert wird. Hier wird gerade eine neue "Schallgrenze" in der MOOC-Entwicklung erreicht (wie einer der MOOC-Pioniere auf der "emoocs 2016"-Konferenz erklärte).

[Update Juli 2016: Laut einer aktuellen Studie des Hochschulforums Digitalisierung zur "Organisation digitaler Lehre in den deutschen Hochschulen" hat für fast 40% der befragten Hochschulen die digitale Lehre nach wie vor nur einen geringen bis gar keinen Stellenwert innerhalb der eigenen Organisation. Hier wird erneut der grundsätzliche Handlungsbedarf offensichtlich.]


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24.02.2016
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