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Coursera, edX, Udemy & Co: Was bringen die Zertifikate und Nanodegrees?

Sind Zertifikate von Coursera, Udemy und anderen Kursanbietern anerkannt? Wir zeigen Dir, was Unternehmen über Online-Zertifikate denken.

Coursera, edX, Udemy & Co: Was bringen die Zertifikate und Nanodegrees?
Foto: focalpoint/shutterstock

Viele Anbieter von Online-Lernkursen in unserem Kursverzeichnis bieten Zertifikate und Abschlüsse an. 

Aber was genau verbirgt sich hinter diesen Zertifikaten?

Und was ist so ein Abschluss in der Praxis Wert?


Wir geben Dir unten eine Übersicht dazu. Außerdem erfährst Du, was Unternehmen wie Otto, RWE oder Henkel über Online-Zertifikate in Bewerbungen wirklich denken.



Was ist überhaupt gemeint mit "Zertifikat"?

Bei vielen E-Learning-Kursen werden inzwischen Abschlüsse für die Kursteilnehmer angeboten

Die Bandbreite reicht dabei vom staatlich anerkannten Bachelor für einen Online-Studiengang bis zur einfachen Teilnahmebescheinigung für einen kurzen Videokurs.



Das solltest Du wissen:

Kursanbieter können relativ frei wählen, wie die Bezeichnung der Abschlüsse lautet. Nur besondere Begriffe (z.B. Bachelor als akademischer Grad einer Hochschule) sind gesetzlich geregelt. 

  • Ein Zeugnis oder Zertifikat bekommst Du in der Regel, wenn Du erfolgreich eine Prüfung bestehst.
  • Eine Teilnahmebescheinigung oder -nachweis ist eine Bestätigung, ohne dass damit ein bestimmter Lernerfolg dokumentiert wird.

Vor allem bei internationalen Kursanbietern sind die genauen Bezeichnungen in der Praxis recht vielfältig – vom Badge über das Nanodegree bis zum Professional Certificate ist alles dabei (siehe unten). 

Vereinfachend wird insgesamt oft auch vom "Zertifikat" für einen Online-Kurs gesprochen.


Staatlich anerkannte Abschlüsse:

Wer aus bestimmten Gründen wirklich einen "staatlich anerkannten" (gesetzlich geregelten) Abschluss braucht (etwa einen IHK-Abschluss), sollte sich immer davor beim Kursanbieter nach den Details erkundigen. 

Und wer mit Online-Kursen ECTS-Punkte für sein Studium erhalten will, sollte dies auch zuvor mit dem Kursanbieter und mit seiner Hochschule klären. ECTS-Credits für Online-Kurse gibt es bisher nur in wenigen Fällen (siehe unten).

In der Praxis sind oft aber andere Kriterien wichtiger, vor allem bei individuellen beruflichen Weiterbildungskursen. Dann ist die Frage eher: Wird das Zertifikat von Arbeitgebern anerkannt?



Praktisch gedacht: Zertifikate in Bewerbungen erwähnen?

Für die meisten Teilnehmer geht es bei der Entscheidung für einen bestimmten Online-Kurs weniger um die Bezeichnung des Zertifikats oder eine staatliche Anerkennung. 

Zum einen sind bei der Entscheidung natürlich die Kursinhalte relevant. Die kann man vorab über unser Kursverzeichnis und in den Kursbeschreibungen der Anbieter ausfindig machen. 

Aber genauso wichtig ist oft die Frage, ob Arbeitgeber in Bewerbungsprozessen mit Online-Kurszertifikaten überhaupt etwas anfangen können. Solltest Du eine Bescheinigung über einen Online-Kurs im Lebenslauf erwähnen? 


Wir haben deutsche Großunternehmen direkt gefragt

Wir haben uns bei einigen ausgewählten deutschen Unternehmen danach erkundigt. Immerhin gehen hier jedes Jahr hunderttausende Bewerbungen und Lebensläufe über die Tische der Recruiter. MOOCs und andere Online-Kurse sind hier also bereits bekannt.

Natürlich kommt es immer auf den Einzelfall an. Verbindliche Zusagen, wie bestimmte Zertifikate in die Entscheidung einfließen, können durch Unternehmen nicht gemacht werden.

Einige grundsätzliche Erkenntnisse über Online-Zertifikate bei der Bewerberauswahl in der Praxis sind jedoch möglich.


3 Erkenntnisse aus der Bewerbungspraxis:

 

1. Online-Kurszertifikate werden wahrgenommen

- "Online-Zertifikate machen natürlich einen guten Eindruck und können auch im Lebenslauf aufgeführt werden." (Otto)

- "Wir würden empfehlen, jegliche relevanten Qualifikationsnachweise im Rahmen einer Bewerbung aufzuzeigen und auch Online-Zertifikate beizufügen." (RWE)

- "Es ist sehr individuell, wie der jeweilige Recruiter die Bedeutung von Zertifikaten bewertet. Ich würde jedoch sagen, dass Zertifikate immer von Vorteil sind." (WISAG Facility Services)

- "Online-Kurse werden schon wahrgenommen in einer Bewerbung – eher oberflächlich, wenn nur im Lebenslauf genannt, etwas konkreter, wenn der Umfang des Kurses dargestellt ist." (Würth)

- "Unsere Bewerber haben bislang eher selten solche Zertifikate, da wir nur wenige IT-Bewerber haben, eher Chemiker. Wir stehen dem aber offen gegenüber, wenn die Qualität stimmt. Und es wird im Rahmen der Digitalisierung zunehmen und gängiger werden." (Lanxess)


2. Jobrelevanz muss klar erkennbar sein

- "Wenn diese jobrelevant sind, kann man gern darauf hinweisen – auch direkt im Lebenslauf. Eine ellenlange Liste mit Kursen, die nicht spezifisch auf die Stelle eingehen, ist eher nicht zu empfehlen." (Henkel)

- "Jeder Bewerber sollte sich darüber Gedanken machen, welche Relevanz welche Zertifikate für die jeweilige Bewerbung und Position haben." (RWE)

- "Dort, wo der Online-Kurs eine anerkannte fachliche/ berufliche Qualifikation im Zusammenhang mit dem Jobprofil darstellt, können Bewerber vom entsprechenden Zertifikat profitieren." (Rewe)

- "Generell würde ich noch den Tipp mitgeben, dass es hilft, wenn das Online-Zertifikat etwas näher erläutert wird (nur in kurzen Stichpunkten), sollte der einfache Name nicht genug Aufschluss darüber geben, worum es sich in dem Online-Kurs gehandelt hat." (Otto)


3. Online-Kurse zeigen auch persönliches Engagement 

- "Online-Zertifikate können uns Aufschluss auch über das Engagement einer Bewerberin/eines Bewerbers geben." (RWE)

- "Zertifikate zeigen, dass jemand engagiert ist und über seine eigentlichen Studieninhalte hinaus Wissen erworben hat." (WISAG Facility Services)

- Besonders relevante Online-Kurse können daher sogar "als Highlight und Verkaufsargument an passender Stelle im Anschreiben erwähnt werden." (großer deutscher Lebensmittelkonzern)


In den Lebenslauf und in Online-Profile integrieren 

Einige der befragten Unternehmen empfehlen zudem, die relevanten Online-Kurse zunächst nur im Lebenslauf aufzuführen (Muster siehe weiter unten) und nicht gleich alle Zertifikate und Bescheinigungen einer Bewerbung beizulegen:

"Ein Hinweis im Lebenslauf wäre aus HR-Sicht die bessere Variante." (HeidelbergCement)

"Für den Lebenslauf empfehlen wir "Weiterbildungen und Seminare" einzufügen und hier auch die Onlinekurse mit aufzuführen." (Evonik HR)

Und auch im eigenen Profil in sozialen Medien kann eine Auflistung der absolvierten Video-Lernkurse eine gute Idee sein: 

"Zwischenzeitlich pflegen viele Kandidaten ihren Lebenslauf ja online, zum Beispiel bei LinkedIn, hier macht es wiederum Sinn, Zertifikate aufzuführen, wenn Recruiter beispielsweise nach Schlagworten suchen." (ThyssenKrupp)



Das sind die wichtigsten Zertifikate der Kursanbieter

Die meisten Anbieter geben Dir eine Teilnahmebescheinigung (bzw. ein Zertifikat, wenn Du zusätzlich eine Prüfung bestehst). Die Zertifikate kosten oft eine Gebühr, auch wenn Du mit dem Kurs kostenlos lernen kannst. 


Coursera: 

  • Die Course Certificates sind Bescheinigungen, dass Du einen Coursera-Kurs erfolgreich bestanden hast (ohne Benotung). 
  • Die Kriterien dafür sind je nach Kurs unterschiedlich, meist musst Du bestimmte Online-Tests und Peer Review-Aufgaben fertigstellen. Peer Reviews sind Bewertungen durch andere Online-Lernende im gleichen Kurs.
  • Die Zertifikate sind kostenpflichtig und Deine Identität wird elektronisch überprüft (Verification). 
  • Das Zertifikat zeigt auch den Inhalte-Ersteller. Namen wie z.B. Stanford oder die Wharton Business School können so auf dem Lebenslauf Eindruck machen.
  • Für die Kursserien von Coursera sind zusätzlich Specialization Certificates als Nachweis über die gesamte Serie erhältlich. 
  • Du kannst die Zertifikate auch für Dritte verifizierbar in Dein LinkedIn-Profil integrieren. 
  • Zusätzlich gibt es die Möglichkeit, in einigen ausgewählten Programmen akademische Abschlüsse zu erlangen (Degrees).

(Mehr zu den Coursera-Zertifikaten.) (Zu den Kursen.)


edX: 

  • Die Verified Certificates sind bei edX für die meisten Online-Kurse optional verfügbar (kostenpflichtig), wenn Du den Kurs bestehst. Deine Identität wird digital verifiziert.
  • Für die Kursserien bei edX gibt es zusätzlich Professional Certificates als Bestätigung der erfolgreichen Teilnahme an der gesamten Serie. 
  • Die Zertifikate können auf LinkedIn und anderen Social Media-Seiten integriert werden. Mit Namen wie Harvard, MIT oder Oxford können die hochwertigen Lerninhalte so glaubwürdig dokumentiert werden.
  • Bei edX können die meisten Online-Kurse auch ohne Zertifikat belegt werden (Audit). 
  • edX bietet zusätzlich MicroMasters Credentials an. Damit können bestimmte Online-Kurse auf die akademischen Master-Abschlüsse internationaler Universitäten angerechnet werden.

 (Mehr zu den edX-Zertifikaten.) (Zu den Kursen.)


Udemy: 

  • Bei Udemy gibt es ein einfaches Teilnahmezertifikat (Certificate of Completion), wenn Du den Kurs komplett abgeschlossen hast. 
  • Dieses kannst Du selbst online auswählen und herunterladen.
  • Die Qualität der Udemy-Kurse unterscheidet sich stark je nach Dozent. Daher können Arbeitgeber aus den Udemy-Zertifikaten nicht immer klare Rückschlüsse ziehen. Weitere Erläuterungen dazu im Lebenslauf sind also hilfreich.

(Mehr zu den Udemy-Zertifikaten.) (Zu den Kursen.)


Lecturio: 

  • Bei Lecturio bekommst Du am Ende eine Email mit einer Teilnahmebescheinigung, wenn Du den Kurs abgeschlossen hast. 
  • Diese ist in den Kurskosten bereits enthalten. 
  • Eine Note oder andere Erfolgsnachweise sind auf der Bescheinigung nicht abgebildet. 

(Mehr zu den Lecturio-Zertifikaten.) (Zu den Kursen.)


openHPI: 

  • Bei openHPI bekommst Du eine Teilnahmebestätigung, wenn Du mindestens die Hälfte der Kursinhalte angesehen hast. 
  • Wenn Du erfolgreich die Prüfungen absolvierst, bekommst Du zusätzlich ein Zeugnis (mit Gesamtpunktzahl). 
  • Du kannst auch Deine Identität überprüfen lassen und bekommst dann ein Qualifiziertes Zertifikat mit Deinem Foto (gegen Gebühr). 
  • openHPI empfiehlt Hochschulen, dafür dann auch ECTS-Punkte anzurechnen. 

(Mehr zu den openHPI-Zertifikaten.) (Zu den Kursen.)


Udacity: 

  • In den Nanodegree-Kursserien bei Udacity gibt es nach erfolgreichem Abschluss das Nanodegree credential
  • Der Wert des Nanodegrees auf dem Arbeitsmarkt soll dabei durch die Partnerschaft mit bekannten Unternehmen bei der Kurserstellung (unter anderem Google, Facebook, Daimler, Bosch) sichergestellt werden. 
  • Aufgrund des Udacity-Schwerpunkts auf innovativen Lerninhalten (wie Künstliche Intelligenz, Selbstfahrende Autos) sind die entsprechenden Nanodegrees bei Experten durchaus bekannt.
  • Das Zertifikat ist in den Kurskosten enthalten und Deine Identität wird dafür überprüft. 

(Mehr zu den Udacity-Zertifikaten.) (Zu den Kursen.)


oncampus: 

  • Die Zertifikatsmöglichkeiten bei den Online-Kursen von oncampus sind je nach Kurs recht unterschiedlich. 
  • Oft gibt es bereits Badges für das teilweise Absolvieren bestimmter Kursabschnitte. 
  • Manchmal sind auch ECTS-Punkte über die Fachhochschule Lübeck möglich (oncampus ist eine Tochtergesellschaft der FH Lübeck). 

(Mehr zu den oncampus-Zertifikaten.) (Zu den Kursen.)


FutureLearn: 

  • Beim englischen Anbieter FutureLearn bekommst Du auf Wunsch ein kostenpflichtiges Certificate of Achievement, sobald Du in Deinem Online-Kurs eine gewisse Mindestpunktzahl in den Tests erreicht hast und Deine Identität überprüft wurde. 
  • Zusätzlich enthalten ist ein detailliertes Transcript mit den Lerninhalten und Deiner Performance und Lerndauer. 
  • Hast Du nur einen Teil des Kurses absolviert, erhältst Du ein Statement of Participation
  • Du kannst es ebenfalls leicht in Deinem LinkedIn-Profil teilen. 
  • Darüber hinaus gibt es auch die Möglichkeit, über FutureLearn bestimmte akademische Abschlüsse zu absolvieren (Degrees).

(Mehr zu den FutureLearn-Zertifikaten.) (Zu den Kursen.)


iversity: 

  • Bei iversity gibt es einfache Teilnahmebescheinigungen (wenn Du einen Kurs größtenteils bearbeitet hast) bzw. benotete Leistungsnachweise (wenn Du zusätzlich eine Online-Prüfung oder ein Kursprojekt erfolgreich abgeschlossen hast). 
  • Der Leistungsnachweis enthält auch eine Abschlussnote und einen Zertifikatszusatz mit weiteren Informationen über Deine Performance. 
  • Die Zertifikate kannst Du auch über LinkedIn teilen. 
  • Für manche Online-Kurse sind auch ECTS-Punkte möglich (mit Präsenzprüfung und nach Abstimmung mit Deiner Hochschule). 

(Mehr zu den iversity-Zertifikaten.) (Zu den Kursen.)


Natürlich ändern sich die Bezeichnungen und verfügbaren Möglichkeiten laufend – prüfe daher die genaue Zertifizierungsmöglichkeit immer, bevor Du einen Kurs buchst.


Unser Fazit?

  • Praktisch alle Anbieter moderner Videokurse vergeben inzwischen Zertifikate und Bescheinigungen. Auch mit der ECTS-Anerkennung wird bereits experimentiert. Und bei vielen Unternehmen sind Online-Kurse als Bildungsmöglichkeit bereits bekannt.
  • Zertifikate aus Online-Kursen können in Bewerbungen eine wichtige Rolle spielen – und zwar zur Dokumentation von Skills genauso wie des persönlichen Engagements
  • Auch eine Differenzierung gegenüber anderen Bewerbern ist so möglich, besonders wenn aus eigenem Antrieb ergänzende Online-Kurse zu einem Thema belegt werden.
  • Kurszertifikate mit Namen bekannter Bildungsinstitutionen wie zum Beispiel Harvard oder Stanford signalisieren dabei hochwertige Lerninhalte.


Konkrete Empfehlung für Deinen Lebenslauf

Meistens enthält der Lebenslauf ja neben dem Abschnitt zur praktischen Erfahrung einen Abschnitt zur Bildung und Ausbildung.

Wenn Du also einen Online-Kurs samt Zertifikat absolviert hast, der inhaltlich relevant für den gewünschten Job ist, solltest Du diesen dort erwähnen (neben Dingen wie Schule, Universität, Weiterbildungen und so weiter).

Das könnte zum Beispiel so aussehen:


Januar–Februar 2023: Online-Kurs "Game Theory" der Stanford University, USA (über Coursera) zur Einführung in die Spieltheorie (mit Zertifikat)

Februar–März 2023: Online-Kurs "Principles of Biochemistry" der Harvard University, USA (über edX) zu den Grundlagen der Biochemie (mit Zertifikat)



Komplette Bachelor-Studiengänge

Etwas anderes als die hier erläuterten Online-Kurse sind natürlich die vollständigen akademischen Studiengänge, die sich über mehrere Semester oder Jahre erstrecken und mit einem Bachelor- oder Master-Abschluss enden.

Auch hier entstehen neben den traditionell bekannten Fernstudiengängen inzwischen auch hochwertige Online-Versionen kompletter Studiengänge ("Die Top-Anbieter für ein akademisches Online-Studium").


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